„Klimaterroristen“ – ein Unwort?

Die kleine Gruppe von Menschen, die sich anmaßt, einmal im Jahr ein „Unwort“ zu küren, hat sich also für das Wort „Klimaterroristen“ entschieden. Und zwar, weil es verwendet werde, „um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren“.

Wer entscheidet eigentlich über die Wahl zum Unwort? Es sind seit 2021 immer dieselben: vier Sprachwissenschaftler (Constanze Spieß, Martin Reisigl, Kristin Kuck, David Römer) und eine Journalistin (Alexandra-Katharina Kütemeyer). Wer als jährlich wechselndes kooptiertes Mitglied an dem diesjährigen Beschluß beteiligt war, habe ich nirgends gefunden.

Sehen wir uns diese Jury etwas genauer an!

Constanze Spieß, die Sprecherin der Jury, ist Professorin in Marburg. Sie hat u.a. zusammen mit Martin Reisigl, ebenfalls Jurymitglied (!), ein zweibändiges Werk mit dem Titel „Sprache und Geschlecht“ veröffentlicht. Band 2 trägt den Titel „Sprachliche Praktiken der Geschlechterkonstruktion – Empirische Studien zur Genderlinguistik“.

„Geschlechterkonstruktion“! Natürlich – Geschlechter gibt’s ja gar nicht, sie sind soziale Konstrukte. So wie ja auch die Erde eine Scheibe ist.

Kristin Kuck, eine Germanistin in Magdeburg und das dritte Mitglied der Jury, sagt auf die Frage, ob das Gendern die deutsche Sprache zerstöre (hier nachzulesen):

Salopp gesagt ist das für mich Quatsch. Das wurde auch schon über die Anglizismen und über Jugendsprache gesagt. Solche Aussagen hört man meist von konservativer oder rechter Seite. Das ist etwas, dem ich nicht zu viel Bedeutung beimessen würde. Sprache wandelt sich einfach.

Da haben wir wieder das Wiederkäuen der immergleichen Pseudo-„Argumente“ aus dem Schatzkästlein des Feminismus, wobei bemerkenswert ist, daß dieses Argumentieren, je jünger ihre Vertreter sind, immer schlichter wird.

Wer fehlt noch aus unserer Jury? David Römer, Professor an der Universität Kassel, der sich vor allem mit der Sprache der Politik und der Verschwörungstheoretiker befaßt hat. Alexandra-Katharina Kütemeyer, die vierte im Bunde, war Journalistin beim Stern und der Frankfurter Rundschau und paßt schon dadurch bestens in dieses Quintett.

Die Jurymitglieder, so schreiben sie selbst auf ihrer Seite,

beteiligen sich ehrenamtlich und aus Interesse und verstehen sich als Vermittler:innen öffentlichen Unbehagens an bestimmten Sprachgebrauchsweisen, nicht aber – ein häufiges Missverstehen – als „Sprachschützer:innen“.

Ach, liebe Jury, daß Ihr Sprachschützer seid, darauf wäre bei diesen Lebensläufen ohnehin niemand gekommen. Welchen Netzwerken Ihr Euren Sitz in der Jury verdankt, weiß ich nicht, auch nicht, wer da wen kooptiert hat. Aber eines weiß ich: die Genderlobby arbeitet seit vielen Jahren sehr erfolgreich im Stillen, man schiebt sich gegenseitig Professuren und Beauftragtenposten zu, und das Vokabular („Sprache wandelt sich einfach“) ist immer und überall das gleiche.

Und das Unwort „Klimaterroristen“? Wer wie ich Anfang siebzig ist, hat das alles (damals bei der marxistischen Linken) schon einmal erlebt. Erst kommt der „passive Widerstand“, mißliebige Professoren werden am Betreten des Hörsaals gehindert, dann kommt die „Gewalt gegen Sachen“. An der Sprache der „Bekennerschreiben“ kann man dann die immer weitergehende Radikalisierung ablesen. In den Auseinandersetzungen um Lützerath sind Polizisten zum ersten Mal als „Schweine“ beschimpft worden. Wer da nicht an die terroristische RAF denkt, die genauso klein angefangen hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Es geht nicht darum, die „Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren“, es geht darum, aus der Geschichte des linken Terrorismus zu lernen, der ganz genauso angefangen hat wie heute die „Klimaaktivisten“: es beginnt nämlich nicht damit an, daß man „die Bullenschweine abknallt“, nein: es fängt mit kleinen Steigerungen an. Am Abfackeln von Autos ist man schon angelangt. Aber „Unwörter“ in dieser sich immer schneller radikalisierenden Szene zu suchen, dazu ist diese Jury (schon aufgrund ihrer Lebensläufe) nicht bereit. Sie sucht und findet ihre „Unwörter“ da, wo sich Menschen der gefährlichen Radikalisierung einer kleinen Minderheit entgegenstellen. Für die „Aktivisten“ und ihre Rechtsbrüche empfinden sie womöglich das, was in der linken Szene der 70er Jahre zu einem wahren Unwort geworden ist: eine „klammheimliche Freude“.

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