Anfang dieses Monats ist es schon zwei Jahre her, seit Papst Franziskus die Enzyklika „Fratelli tutti“ veröffentlicht hat. Sie ist zügig in alle wichtigen Sprachen übersetzt worden, selbst in die arabische, chinesische und ukrainische (hier nahzulesen) – aber bis heute nicht in die ureigene, traditionelle Sprache der katholischen Kirche: ins Lateinische.
Es wird immer deutlicher, wie wenig diesem Papst die Tradition wert ist. Natürlich hat die Ausdünnung des Lateinischen schon viel früher begonnen, aber Papst Benedikt, der die Sprache perfekt beherrschte, gab ihr noch einmal einen Anschub. 2012 gründete er mit einem Motu Proprio die „Päpstliche Akademie für die lateinische Sprache“ (Pontificia Academia Latinitatis), und sogar seinen Rücktritt – hier nachzulesen – gab er in lateinischer Sprache bekannt. So etwas ist von einem Papst nicht zu erwarten, der 2014, also schon im Jahr nach seiner Wahl, verfügt hatte, daß Latein nicht mehr offizielle Sprache der Weltbischofskonferenz sei.
Im Jahr 2019 waren gerade noch acht Latinisten mit der Übersetzung der päpstlichen Texte ins Lateinische beschäftigt. Wie viele es heute sind, weiß man nicht. Vielleicht sitzt irgendwann nur noch ein einsamer, ein letzter Mohikaner im Büro der Abteilung für die lateinische Sprasche, der sich dann Jahre damit abmühen muß, die nächste Enzyklika des Papstes zu übersetzen.
Je länger Papst Franziskus im Amt ist, umso mehr trauert man – und nicht nur wegen der lateinischen Sprache – um seinen Vorgänger.