Haben Sie heute schon geschirkt? Oder war Ihr Sonntag schimmerlos?

An einem so schönen Sonntag beim Spaziergang an einem See haben Sie bestimmt mit Ihren Kindern geschirkt. „Schirken“ bedeutet nämlich: „einen flachen Stein über eine Wasserfläche hüpfen lassen“. So steht es in der 14. Auflage des Duden von 1958. Ich habe ihn als Grundschüler bekommen und heute ein bißchen darin geblättert.

Das Adjektiv „schimmerlos“ habe ich etwa darin entdeckt, das nicht etwa jemanden bezeichnet, der keinen Schimmer hat, sondern schlicht „glanzlos“ bedeutet (so auch im Grimm’schen Wörterbuch, wo das Wort in Schillers Maria Stuart nachgewiesen wird). Ältere Semester wie ich kennen es aber fast nur noch aus der 1986 gesendeten Fernsehserie Kir Royal, in der es um die Münchner Schickeria und den Klatschreporter Baby Schimmerlos ging.

Und was ist eine „Nippzeit“? Das wissen heute allenfalls noch die Segler. Es ist nämlich ein etwa viertägiger Zeitraum, in dem in der Nordsee das Niedrigwasser hoch und das Hochwasser niedrig ist, so daß der Tidenhub besonders gering ist (nachzulesen ist das zum Beispiel im Segellexikon). Hätten Sie’s gewußt?

„Niklas“ soll nicht nur ein männlicher Vorname sein, sondern auch ein Gebäck. Gefunden habe habe ich auf meiner Suche nach diesem Gebäck nur einen Striezel aus Sachsen, den Annaberger Niklaszopf. Es soll sich dabei um den Vorläufer des Christstollens handeln.

Und dann: der „Jupon“, der sichtlich französischen Ursprungs ist. In der Schweiz sagt man dazu „Schüpong“ oder „Schüpung“, auch nach guter Schweizer Art „Schüpungeli“. Es ist ein weibliches Kleidungsstück, nämlich der Unterrock. In der im 18. Jahrhundert begonnenen Enzyklopädie von Krünitz heißt es: „Man nennt auch Jupon einen kurzen Unterrock der Frauenspersonen, im g. L. ein Appetit=Röckchen.“ Appetit-Röckchen? Da kann man die Gedanken schweifen lassen. Rein linguistisch, natürlich. Und was bedeutet die Abkürzung „im g. L.“? Ich bin schimmerlos. Auch im Luxemburger Wörterbuch findet man die Wörter „Jupe“ und „Jupon“, dort werden sie als „Frauenkleid vom Gürtel abwärts“ definiert. Und natürlich kennt man auch im heutigen Französisch den jupon als Unterrock; es gibt freilich auch den Ausdruck „courir le jupon“ (oder „courir les filles“), was man auf deutsch mit „hinter dem Unterrock her sein“ übersetzen muß – womit wir also doch wieder beim Krünitz’schen Appetit-Röckchen gelandet wären!

Daß „Kretscham“ eine Schenke ist und „Kreitschmer“ ihr Wirt, daß es „Hefnerkerzen“ gibt und eine „Fehnkultur“ (keine „Feenkultur“!), auch einen „Fecker“ – darüber vielleicht ein andermal. Ich will ja nicht fatigant sein!

PS: Das alles gehört zum Wortschatz von 1958, nicht etwa zur Luther- oder Goethezeit. Man glaubt es nicht.

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