Das sagte – natürlich! – vor einiger Zeit eine protestantische Theologin. Sarah Vecera (hier nachzulesen) ist Bildungsreferentin mit Schwerpunkt „Rassismus und Kirche“ und arbeitet für die Vereinte Evangelische Mission (VEM) mit Sitz in Wuppertal. Wenn es um die Hautfarbe geht, wird sie energisch:
Der uns an Weihnachten geborene Retter der Welt war Person of Color. Punkt.
Man muß kein Sprachwissenschaftler sein, um zu wissen, daß bestimmte Wörter die Zugehörigkeit des Sprechers zu einer Ideologie oder einem politischen Lager sichtbar machen. Wer „Geflüchteter“ sagt statt „Flüchtling“, „Person of Color“ statt „Farbiger“, wem eine so monströse Abkürzung wie „LGBT“ oder gar „LGBTQIA*“ flüssig über die Lippen geht, der dokumentiert (und will auch dokumentieren!), daß er zur moralischen upper class der Menschheit gehört. Diese Klasse von Menschen scheint sich zur Zeit stark zu vermehren, ja man könnte sogar sagen, daß Deutschland noch nie in solchen moralischen Höhen geschwebt hat wie heutzutage. Und da schwebt auch – mittendrin – Frau Vecera.
Was aber Jesus betrifft, so kann man nur staunen, wie gerade jene, die immerfort gegen den bösen Rassismus kämpfen und den Begriff Rasse überall auf der Welt (und natürlich auch im Grundgesetz) ausmerzen wollen, daß ausgerechnet sie über nichts anderes mehr reden als – über Rasse. Eine „Theologin“, die sich in Artikeln und Interviews vor allem darum kümmert, welche Hautfarbe Jesus hatte und allen Ernstes eine Quote für farbige Menschen in der Kirche fordert, verkörpert zwar in herausragender Weise den heutigen Zeitgeist, aber keineswegs den Geist und schon gar nicht den heiligen.
Jesus war Jude – genügt das nicht, wenn man sich ein Bild von ihm machen will? Muß man sich darüber streiten, welchen der shades of grey zwischen weiß, braun und schwarz seine Hautfarbe gehabt hat? Und was spricht dagegen, daß wir ihn uns weiß vorstellen, die Äthiopier aber schwarz? Wer jetzt – noch dazu als Theologin! – auf einer realistischen Darstellung seiner Hautfarbe besteht, der ist, so scheint mir, zwar auf der Höhe der Zeit, aber nicht auf der Höhe des Evangeliums.