Kafka ist vieles zuzutrauen, aber seine Beziehung zu den Apachen (Winnetou!) wirft denn doch einige Fragen auf. Ich war jedenfalls gespannt, ob nach der vorbildlichen und umfassenden Kafkabiographie von Reiner Stach (3 Bde., Frankfurt am Main 2002-14) überhaupt noch etwas Neues ans Licht kommen würde.
Es geht hier um ein Buch von Dylan Scott, das laut WorldCat im Jahr 2020 bei O’Reilly Media unter dem Titel Kafka in Action erschienen ist. Ein seltsamer Titel – aber das war Kafka am Strand von Haruki Murakami schließlich auch. In der englischsprachigen Verlagsbeschreibung heißt es unter der Überschrift „In Kafka in Action you will learn“ unter anderem:
Understanding Apache Kafka concepts
Using Kafka as part of a large data project team
Working with Kafka from Java applications
Implementing Kafka as a message queue.
Das ist schwer verdauliche Kost und will auch stilistisch nicht so recht zu einem Buch über Kafka passen, auch wenn der Verlag meint, daß man es ohne Vorkenntnisse verstehen könne:
No prior knowledge of Kafka required.
Die Wikipedia hat zwar einen Eintrag mit dem Titel Apache Kafka, geht aber weder auf den Dichter noch auf die Native Americans ein und verfehlt damit ihr Thema vollständig. Das scheint auch auf das Buch Kafka: The Definitive Guide – Real-time data and stream processing at scale (Sebastopol 2017) zuzutreffen, das vorgibt, der „definitive Führer“ zu Kafka zu sein, aber von der ersten bis zur letzten Seite nur aus Computer-Kauderwelsch besteht.
In beiden Fällen handelt es sich offenbar um einen ausgemachten Etikettenschwindel. Der wißbegierige Kafkaleser sei vor solchen Machwerken gewarnt!