Ein kleine Lobpreisung des guten alten Drehknopfes

Als unser Küchenradio vor einiger Zeit sein irdisches Ende fand, holten wir seinen Vorgänger aus dem Keller, den wir aus einem unerfindlichen Grund aufgehoben hatten. Ein erster Test zeigte: er war schon ein bißchen ramponiert und zerkratzt, aber er funktionierte noch. Aber unser Glück war vollkommen, als wir ein altmodisches Detail entdeckten, das es heutzutage kaum mehr gibt: einen Drehknopf zum Einstellen der Lautstärke!

Am Handy und auf tausend anderen Geräten muß man heute abwechselnd auf Plus- und Minustasten einhämmern, bis man die gewünschte Lautstärke erreicht hat. Wenn es sehr laut ist und man das Gerät auf ganz leise stellen will, weil zum Beispiel das Telefon klingelt, muß man schon einmal sechs- oder achtmal die Minustaste drücken. Beim Handy genauso.

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Wie menschen- und benutzerfreundlich ist dagegen der gute alte Drehknopf! Das Drehen des Knopfes ist eine natürliche Bewegung, sie kommmt dem Menschen entgegen, und man kann mit ihr viel schneller (und stufenlos!) die gewünschte Lautstärke einstellen. Ähnlich ist es bei vielen den heutigen Kameras. Selbst bei einer alten Spiegelreflexkamera kann ich durch das Drehen des Einstellungsrings in Sekunden auf das Objekt scharfstellen. Versuchen Sie einmal, mit einer heute gängigen Bridgekamera manuell zu fokussieren! Ich weiß, das übernimmt im Normalfall die Automatik, aber die kommt bei schwierigeren Aufnahmesituation an ihre Grenzen. Ein einziges Mal habe ich versucht, mit meiner Lumix auf einen Gegenstand manuell scharfzustellen. Es war ein so elendes Gefingere, daß ich den Versuch nie wiederholt habe.

Das Drehen ist eine Bewegung, die man mit viel mehr Feingefühl ausführen kann – sie ist unersetzlich. Wenn ich an einem heutigen Radio einen nicht gespeicherten Sender finden will, geht es wie bei der Lautstärke zu: man drückt sich – links, links, rechts, rechts – die Finger wund. Bei den früheren Geräten mit einem Drehknopf zur Sendersuche hat man, zum Beispiel im Kurzwellenbereich, mit viel Gefühl auch noch ganz nahe nebeneinander liegende Sender ohne Problem finden können.

Manchmal hat man den Eindruck, daß die Konstrukteure nur noch von ihrer Technik her denken und arbeiten und den menschlichen Benutzer gar nicht mehr im Blick haben.

Wir werden unser altes Küchenradio jedenfalls in Ehren halten, bis es eines natürlichen Todes stirbt.

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