Ströbele oder: Ein Mann geht seinen Weg

Sein Weg führte ihn gestern zu den Türen des Plenarsaals des Deutschen Bundestags – als einiziger Abgeordneter verließ er in Anwesenheit des Papstes den Saal. Das wird allmählich ein bißchen langweilig, denn auch bei Bush und Putin soll er, wie man liest, demonstrativ den Saal verlassen haben. Bizarr ist freilich seine Begründung: der Applaus für den Papst sei zu heftig gewesen.

Wer die politische Lebensgeschichte von Ströbele kennt, weiß es besser. Er vertritt die trotzige linke Betonfraktion innerhalb der Grünen. Von der Natur und ihrer Bewahrung habe ich von diesem „Grünen“ noch wenig gehört (da hätte er, wäre er sitzengeblieben, viel vom Papst lernen können).

Ich habe ihn hin und wieder in Fernsehdiskussionen erlebt, und immer hat er sich der Realität konsequent verweigert. Wenn andere Gesprächsteilnehmer aus dem wirklichen Leben (z.B. an den Berliner Schulen) berichtet haben, hat er immer nur starr seine ideologischen Standpunkte bekräftigt, die wie einzementiert wirken. Er ist – wenn auch auf ganz andere Weise – genauso unbelehrbar wie die RAF-Terroristen, die er früher als Mitglied des Sozialistischen Anwaltskollektivs verteidigt hat.

Ströbele hat die klugen Worte des Papstes über Natur und Schöpfung nicht mehr gehört (da war er schon draußen bei den Schwulen und Lesben, unter denen er sich wohler fühlt.) Deshalb will ich die wichtigsten Sätze Benedikts hier einmal im Wortlaut zitieren:

Jungen Menschen war bewußt geworden, daß irgend etwas in unserem Umgang mit der Natur nicht stimmt. Daß Materie nicht nur Material für unser Machen ist, sondern daß die Erde selbst ihre Würde in sich trägt und wir ihrer Weisung folgen müssen.

Die Bedeutung der Ökologie ist inzwischen unbestritten. Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und entsprechend antworten.

Ich möchte aber nachdrücklich einen Punkt ansprechen, der nach wie vor – wie mir scheint –ausgeklammert wird: Es gibt auch eine Ökologie des Menschen. Auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muß und die er nicht beliebig manipulieren kann. Der Mensch ist nicht nur sich selbst machende Freiheit. Der Mensch macht sich nicht selbst. Er ist Geist und Wille, aber er ist auch Natur, und sein Wille ist dann recht, wenn er auf die Natur achtet, sie hört und sich annimmt als der, der er ist und der sich nicht selbst gemacht hat. Gerade so und nur so vollzieht sich wahre menschliche Freiheit.

Das ist ein Naturbegriff, der in der heutigen nur noch technisch-ingenieurhaft ausgerichteten Führungsschicht der Grünen praktisch nicht mehr vorhanden ist. Die Grünen sind bloße Macher geworden, ohne Tiefe, ohne geistige Gründlichkeit. Daß ausgerechnet der Papst ihnen einen Spiegel vorhält und sie an den philosophischen Reichtum ihrer Anfangszeit erinnert, ist nicht ohne Pikanterie. Es zeigt auf jeden Fall den geistigen Niedergang der Grünen, der sich schleichend über die Jahrzehnte hin vollzogen hat. Es ist ein schmerzlicher Verlust, und die Hoffnung, daß sich von der Basis her, wo vieles noch da ist, was die Führung lange ad acta gelegt hat, daß sich also von unten doch noch etwas ändern wird, ist nicht sehr groß.

Bei Ströbele und seinen Genossen, für die die Grünen damals nun wirklich keine Herzensangelegenheit waren, eher eine Art Auffangbecken, ein Vehikel, um politischen Einfluß zu bekommen, hat die Bewahrung der Natur wohl nie eine sonderliche Rolle gespielt.

Aber es ist nicht weiter schlimm, daß Ströbele (zusammen mit vielen Linken) vor den Worten des Papstes geflüchtet ist. So verstockt, wie er ist, wären die Samenkörner des Papstes sicher nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.

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