Wenn man die schweren Vorwürfe einmal zusammenfaßt, die dem deutschen Papst von allen Seiten – vermutlich als kleiner Willkommensgruß zu seinem Besuch in der Heimat – entgegengeschleudert werden, so könnte man sagen: dieser Mann ist einfach viel zu katholisch! Darf der das denn überhaupt sein? Ich meine, als Papst? Jedenfalls sollte er sich dann nicht wundern, daß unsere liberale Presse seine Fehler schonungslos aufdeckt.
Neben den üblichen Verdächtigen, als da sind: Schwule und Lesben, Freidenker, Humanisten, Atheisten, Sexualwissenschaftler, Feministinnen und Feministen, Liberale, Marxisten-Leninisten usw. – also neben ihnen allen tun sich, wie zu erwarten, Stern und Spiegel als boshafte Gastgeber ganz besonders hervor.
Über den Stern, der jedes Gebrechen des betagten Papstes genüßlich ausbreitet, habe ich ja schon berichtet. Aber das hat wohl nicht gereicht: denn heute liest man auf stern.de ein Interview mit David Berger, einem angeblichen „Shooting-Star des Vatikans“, der sich als homosexuell geoutet und danach alle seine Funktionen verloren hat. Die Überschrift:
„Niemand nimmt den Papst ernst“.
Das geht ja, wie schon einmal gesagt, völlig in Ordnung, niemand muß den Papst ernst nehmen – aber warum geifert man dann so gegen ihn, wenn ihn eh keiner ernst nimmt? Das ganze Interview mit Berger (hier nachzulesen) ist denn auch ein kleiner, feiner Katechismus aller nur denkbaren Klischees über den Papst und den Vatikan, wobei die Fragen, die Lutz Kinkel vom Stern Berger stellt, völlig unkritisch sind und nur dazu dienen, daß Berger das sagen kann, was der Stern hören will.
Aber es gibt ja auch noch den Spiegel.
Der stellt erst einmal fest, daß Benedikt gottlob keine gespaltene Persönlichkeit ist:
Wo Benedikt draufsteht, ist Ratzinger drin!
Dann jagt freilich ein Klischee das andere – nichts ist dem Spiegel zu schlicht, denn man will ja den Stern im Wettstreit ums Benedikt-Bashing unbedingt toppen!
Also: Benedikt hat zwar manchen überrascht – „aber selten zum Vorteil seiner Kirche“. Er folgt den Zeremonien „mal überraschend munter, mal versunken, mal halb weggetreten“. Aber er bleibt immer der „Panzerkardinal Ratzinger“, der „sittenstrenge Glaubenswächter“. Natürlich gibt es im Vatikan auch kein kritisches Korrektiv: „Kritiker gelten schnell als Kirchenfeinde.“ Und die Treffen des Papstes mit Mißbrauchsopfern? Nur eine „unverbindliche Geste“!
Wie teuflisch Benedikt ist, sieht man sehr schön an einer anderen Überschrift von Spiegel Online:
Benedikt spaltet den Bundestag.
Also wirklich, so etwas macht man einfach nicht – als Papst. Da hört der Spaß auf.
Einfach so unseren schönen Bundestag spalten …