Ja, was hat denn Robin Williams mit dem Parteiprogramm der Grünen zu tun?

Es stimmt schon: auch das grüne Milieu, das gerade dabei ist, die Entstellung und Zerstörung der deutschen Sprache voranzutreiben, wird nicht ewig bestehen. Aber es ist ihm gelungen, viele Institutionen und Medien zu infiltrieren, die es besser wissen müßten – Fernseh- und Radiosender vor allem, aber auch Unternehmen, Universitäten und viele Zeitungen mit ihren Online-Ausgaben. Die grotesken Auswüchse einer (angeblich möglichen) „geschlechtergerechten“ oder „geschlechtersensiblen“ Sprache, die es nie gegeben hat und die es gottlob auch nie geben wird, führen deshalb nicht etwa zu mehr Einsicht, sondern zu trotzigem Beharren in der eigenen ideologischen Blase. Als sekundärer Gewinn winkt ein Gefühl der moralischen Überlegenheit, ja, man glaubt tatsächlich, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren und die Frauen, diese schwachen, vom (weißen!) Mann unterdrückten, immer nur mitgemeinten armen Wesen so aus ihrer Knechtschaft zu befreien. Das alles ist absurdes Theater par excellence, aber ein sprach- und kulturfeindliches, radikales, von Ideologie gesättigtes und geschichtsvergessenes Theater – mit fatalen Folgen. Verheerend sind ja nicht die Aktivisten selbst, die kleinen Grüppchen, die sich, weil sie es nicht besser wissen, an der eigenen Sprache vergehen. Über sie ginge die Zeit schnell hinweg. Verheerend und zu einer Gefahr für unsere Kultur geworden ist die Resonanz, die sie mittlerweile in Schulen, Universitäten, Betrieben, vor allem aber in Parteien und Medien gefunden haben. Wer das Programm der Grünen liest und sich wenigstens ein Fünkchen Sprachgefühl bewahrt hat, dem wird allein schon angesichts der Sprache dieses Pamphlets – mit fast 600 Gendersternchen und lächerlichen Wortungetümen wie bürger*innennäher, Ehegatt*innensplitting oder Sinti*zze und Rom*nja, buchstäblich speiübel.

Einer der Gründe für das Vordringen dieses Unfugs, das wird oft übersehen, ist, daß in den letzten Jahrzehnten immer mehr illiterate Schüler ins Leben entlassen werden. Die meisten von ihnen haben nie empfunden, was für ein Glück es ist, den Stechlin oder das Glasperlenspiel zu lesen. Ja, ich gehe noch weiter: wer einmal einen Roman von Fontane oder Thomas Mann gelesen hat, der wäre für den Rest seines Lebens nicht mehr fähig, ein Wort wie „bürger*innennäher“ niederzuschreiben oder auch nur beim Lesen zu ertragen.

Einen Lehrer wie John Keating, den Robin Williams im „Club der toten Dichter“ so wunderbar verkörpert hat, wird man heute im „wirklichen Leben“ kaum noch finden. Der naturwissenschaftlich-technische Zeitgeist beherrscht alles und duldet Literatur, Philosophie und Religion, also alles Geistige, allenfalls noch in kleinen Nischen. Was das mit unserer Gesellschaft macht, können wir schon jetzt beobachten. Es könnte noch schlimmer kommen.

Dieser Beitrag wurde unter Die grüne Bewegung, Fernsehen und Presse, Philosophie, Sprache und Literatur veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Ja, was hat denn Robin Williams mit dem Parteiprogramm der Grünen zu tun?

  1. Als Mensch mit journalistischem und MINTgrationshintergrund möchte ich einen kleinen Widerspruch wagen:
    »Der naturwissenschaftlich-technische Zeitgeist beherrscht alles …«
    Das Gendern ist eine Ideologie; seine Aktivisten haben mit Wissenschaft soviel zu tun wie Ochsen mit Agronomie. Ich kenne keinen Naturwissenschaftler mit soviel Dünkel, soviel Unvermögen, eine Sache plausibel zu erklären, mit so wenig Bereitschaft zum Diskurs.
    Wenn ich dieser Tage lese, dass Einsteins Relativitätstheorie mal wieder bestätigt wurde, dann bekomme ich auch anschaulich erklärt, was eigentlich zu erwarten wäre und was statt dessen (wegen Einstein) zu sehen ist.
    Die Genderadepten sind zu Erläuterungen gar nicht in der Lage und reagieren, wenn überhaupt, gereizt und unsachlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert