Wenn der deutsche Papst nach Deutschland kommt, wird der sonst friedliche Talkmaster zum Berserker. Gestern hat Plasberg mit einer plumpen Zusammensetzung der Gesprächsrunde den Einstieg gegeben, heute vollendet Maischberger.
Jeder darf den Papst kritisieren. Auch mir gefallen einige Lehren der katholischen Kirche ganz und gar nicht – zum Beispiel, wie sie mit Tieren und mit Geschiedenen umgeht.
Darf man deshalb so grob unhöflich sein? Nein, das darf man nicht. Das Wort „Gesprächskultur“ kommt von Kultur, also von einem zivilisierten Umgang miteinander. Davon war bei gestern bei Plasberg keine Rede. Seine Sendung, die anfangs beim WDR wirklich noch ansehnlich war, ist heute auch nur eine der vielen Krawallshows, bei denen die Gäste schon so eingeladen werden, daß sie dann aufeinander einbrüllen. Der Erkenntniswert ist da natürlich minimal.
Heute abend: die Fortsetzung bei Maischberger. Was sie auf ihrer Homepage schreiben läßt, reicht mir schon. Diese Sendung muß ich mir nun wirklich nicht antun.
Wieder kommen die selbsternannten Papstkritiker ausgiebig zu Wort. Zum Beispiel: der unsägliche Mathieu Carrière, der – nur weil fast jeder sein Gesicht kennt – natürlich auch dazu seinen Senf gibt. Die Kirche, sagt er schon vor der Sendung, maße sich an, „moralisches Vorbild zu sein.“
Das ist einfach nicht mehr glaubwürdig nach 2.000 Jahren Gemetzel und finsterster Barbarei.
Und dann sagt der „überzeugte Buddhist“:
Ich bin gegen Glauben allgemein. Ich halte das für sehr gefährlich. Religion ist eine Wahnwelt.
Ein so einfaches Weltbild ist immerhin mehr als ausreichend, um bei Maischberger eingeladen zu werden.
Aber es kommt ja auch noch eine echte Fachfrau für das Transzendente: die „Beststellerautorin“ Esther Vilar. Ihr Bestseller – „Der dressierte Mann“ – ist zwar vor vierzig Jahren erschienen, aber was solls: einmal Bestsellerautorin – immer Bestsellerautorin.
Und vor allem hat sie zum Thema etwas Inhaltliches zu sagen: nämlich daß die katholische Kirche engstirnig und sexistisch ist! Auch zur Ewigkeit hat sie sich so ihre Gedanken gemacht:
Man müsste Millionen Jahre leben. Das würde uns doch zu Tode langweilen.
Ach jehchen. Das erinnert mich in der argumentativen Schlichtheit ein bißchen an Gagarin, der nach seinem kurzen Flug durch die unendlichen Weiten des Weltraums sagte, er habe Gott dort nirgendwo angetroffen. Und das hat er wirklich und wahrhaftig als Beweis für die Nichtexistenz Gottes angeführt!
Wenn Gagarin noch lebte, er wäre bestimmt heute abend auch bei Maischberger.