Auf web.de macht sich Wolfram Weimer so seine Gedanken, wie ein schwarz-grünes Kabinett besetzt sein könnte. Außenministerin, meint er, würde wohl Annalena Baerbock werden.
Schon bei dem Gedanken daran wird mir ganz anders. Da stelle ich mir vor, wie sie in Gesprächen oder gar in weltpolitischen Krisen im Nahen Osten oder im Südchinesischen Meer auf Putin, Xi oder Biden trifft – sie, die sogar in der Klimadebatte, also ihrem eigensten Gebiet, Formulierungshilfe in Anspruch nehmen muß. Die Statur, deutsche Interessen in der Welt mit Augenmaß, aber auch kraftvoll zu vertreten, hat sie nun wirklich nicht.
In ihrem umstrittenen Buch, sagt Baerbock, wollte sie beschreiben, „was ich mit diesem Land machen will“. Was für ein Land das – Gott bewahre! – sein würde, läßt sich weniger am grünen Parteiprogramm, sondern viel besser an „Jetzt für morgen“, dem viel konkreteren Regierungsprogramm von Baden-Württemberg betrachten. Ich lasse einmal alles beiseite, was an geläufigen Schrecklichkeiten ohnehin von den Grünen zu erwarten ist: die weitere Zerstörung der deutschen Sprache, die Anbetung und Heiligsprechung auch der letzten sexuellen Spielart, noch mehr dumme „Geschlechtergerechtigkeit“, der quichoteske Kampf gegen einen „systemischen Rassismus“, den es in Deutschland gar nicht gibt (Diskriminierung ja, aber nichts, was auch nur im entferntesten mit dem Rassenhaß in den USA zu vergleichen ist) usw.
Ich will aber auf ein paar Dinge hinweisen, die schwarz auf weiß im Regierungsprogramm für Baden-Württemberg (hier im Wortlaut nachzulesen) stehen, die aber kaum diskutiert werden.
Die Grünen – das wissen die Jüngeren unter uns vielleicht gar nicht – waren ja wirklich einmal grün! Da haben sie sich noch um Tiere und Pflanzen, um Feuchtwiesen und naturnahe Wälder gesorgt, und sie haben couragiert gegen Monokulturen in der Forst- und Landwirtschaft gekämpft. Aber spätestens nach der „Energiewende“ war alles anders. Da wurden unter dem Beifall der „Grünen“ (die man heute wirklich nicht mehr ohne Anführungszeichen schreiben darf!) im ganzen Land bis hin zur kleinsten Parzelle subventionierte Monokulturen aus Raps, Mais und Getreide geschaffen, die das Artensterben exponentiell beschleunigt haben. Ein gedüngtes, mit Pestiziden behandeltes Maisfeld ist ein Todesacker, da lebt nichts mehr. Und das Rapsöl, eines der gesundheitlich wertvollsten Öle überhaupt, kommt nicht in die Pfanne, sondern zur Verbrennung in den Motor. Und jetzt die „Klimawende“, die von den Grünen mit brutaler Gewalt durchgesetzt werden soll, obwohl sie – Deutschland ist nur für 2% des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich – nachweislich nicht den geringsten meßbaren Effekt auf das Weltklima hat. Und für diesen Nulleffekt soll Deutschland unwiderbringlich seiner letzten Schönheiten beraubt werden.
Schon jetzt findet man in unseren Mittelgebirgen oft keine Blickachse mehr, die nicht von immer größeren Windrädern (optisch und akustisch!) beeinträchtigt wird. Bis tief in die Natur hinein verfolgen den Wanderer diese Industrieanlagen und zerstören ein für allemal, was der Mensch am dringendsten braucht: unberührte Natur. Auch jene, die das heute noch als übertriebene Empfindsamkeit von Schöngeistern abtun, werden einmal merken, was dieser Verlust für sie bedeutet.
Wir werden, so steht es im Regierungsprogramm für Baden-Württemberg,
ein Flächenziel für Windkraft- und Freiflächenphotovoltaikanlagen in Höhe von zwei Prozent der Landesfläche festlegen, neue Windkraftstandorte im Staatswald und auf Landesflächen ausweisen […]
Viele Menschen wollen das nicht, und sie haben in hunderten Fällen erfolgreich gegen diesen Wahnsinn geklagt. Aber wenn man die Menschen nicht überzeugen kann, dann zwingt man sie zu ihrem Glück – das ist gute alte Grünen-Tradition. Wenn Baerbock, Habeck und Co. die Politik in Deutschland bestimmen, wird die Genehmigung für Windkraftanlagen „schlanker“ werden, die Rechte der Anwohner sollen beschnitten, Einspruchsmöglichkeiten aufgehoben und die Mindestabstände zu bebauten Gelände immer weiter reduziert werden. Sogar in Landschafts- und Naturschutzgebieten dürfen schon jetzt nach einem vom Zeitgeist inspirierten Urteil des OVG Lüneburg Windkraftanlagen gebaut werden, wenn ein „öffentliches Interesse“ (Klimawandel!) besteht.
Wir werden, heißt es im Programm weiter,
Photovoltaikprojekte entlang von Autobahnen und Zugstrecken starten […] Das Potenzial von Agri-Photovoltaik, gerade bei den Sonderkulturen wie Obst- und Weinbau, muss für eine erfolgreiche Energiewende ausgeschöpft werden. Wir werden deswegen weitere Pilotanlagen über verschiedenen Kulturen unterstützen.
Wenn man das liest, fällt einem nur ein einziges Wort ein: Barbarei. Weinberge gehören zu den ältesten Kulturlandschaften unseres Landes, doch selbst vor deren Verschandelung schrecken die Grünen nicht zurück. Wer seinen Blick heute noch über grüne Weinreben gleiten läßt, wird dann vor lauter Photovoltaik kein Grün mehr sehen. Und warum nicht auch Streuobstwiesen überbauen? Wenn’s dem vermeintlichen Klimaschutz dient, sind wir zu jeder Schandtat bereit.
Die Grünen haben jedes Gefühl für Schönheit, Kultur und Geschichte verloren. Oder hatten sie das noch nie? Sie haben jedenfalls ihre Anfänge und ihre ureigenen Ziele verraten, sie sind – wie die Chefetagen der Naturschutzverbände – nur noch Lobbyisten der Windkraft- und Photovoltaik-Industrie, mit der es übrigens immer mehr personelle Verquickungen gibt.
Noch ein Beispiel gefällig?
Wir werden eine Solarpflicht für alle neuen Gebäude festschreiben.
Auch das ist eine Barbarei sondergleichen. Viele Dörfer und viele kleine Städte, gerade hier in Hessen, haben noch ein wunderschönes Ensemble aus roten oder grauen Dächern. „A thing of beauty is a joy forever“, heißt es in einem Gedicht von John Keats, und Schönheit, liebe Grüne, ist kein Luxus, dessen man sich einfach so entledigt. Schönheit, Ruhe, unberührte Natur – das alles ist lebensnotwendig für den Menschen, heute mehr denn je. Das wirft man nicht weg, nur weil uns irgendwelche Aktivisten und Kanzlerkandidatinnen unter Zeitdruck setzen wollen. Nein, je größer und wichtiger die Aufgaben sind, umso gründlicher und umfassender muß man darüber nachdenken. Sonst geht es uns wie mit der Kanzlerin, die uns mit ihrer sinnlosen Schnellabschaltung der Kernkraftwerke eine wichtige Option für eine klimafreundliche Stromerzeugung aus der Hand gerissen hat.
Ich kann nur dringend davon abraten, die Grünen zu wählen. Und wenn Sie doch dazu neigen sollten, dann lesen Sie wenigstens deren Partei- und Regierungsprogramme aufmerksam durch, damit Sie sehen, was da (auch finanziell!) auf Sie zukommt.