So langsam kommen mir Zweifel, ob Frau Baerbock überhaupt versteht, worum es in der Diskussion über ihr neues Buch geht. Sie hat darin, wenn die Presseberichte stimmen, ganze Absätze aus verschiedenen Quellen wörtlich oder fast wörtlich übernommen, ohne sie zu kennzeichnen. Bei einer wissenschatlichen Arbeit wäre das ein grobes Vergehen, das auch Folgen gehabt hätte. In einem Sachbuch, noch dazu, wenn es von einem Politiker stammt, nimmt man so etwas nicht ganz so ernst. Um ein Plagiat im rechtlichen Sinne handelt es sich also nicht. Aber Baerbock bestreitet mit einer merkwürdigen Formulierung, daß sie überhaupt ein Sachbuch geschrieben hat.
Ich hab kein Sachbuch oder so geschrieben, sondern das, was ich mit diesem Land machen will.
Wenn es kein Sachbuch ist, was ist es dann? Und wenn sie damit, wie sie sagt, „ihre persönlichen Ziele und ihre innere Motivation“ darstellen wollte, warum dann von anderen abschreiben? Wenn sie uns ihre „innere Motivation“ vorstellen will, dann soll sie das gefälligst auch in ihren eigenen Worten tun.
Oder kann sie das vielleicht gar nicht?
Gehört sie zu der Generation, die „im Internet recherchiert“, statt sich eigene Gedanken zu machen? Es geht hier doch nicht um Rechtliches, es geht um Ehrlichkeit und Anstand. Und es geht auch um Kompetenz und Lebenserfahrung. Wer in einer Bundestagsdebatte sagt, die SPD habe in den 60er Jahren „die Soziale Marktwirtschaft auf den Weg gebracht“, hätte vielleicht noch ein bißchen intensiver in einem guten Buch (oder notfalls im Internet) recherchieren sollen. Völkerrecht ist eben doch nicht alles.
Eine Politikerin, die ihr angeblich ganz „persönliches“ Buch aus (wie sie selbst sagt) „öffentlichen Quellen“ zusammenschustert, mag ja eine gerade noch akzepteble Parteichefin sein, aber – deutsche Kanzlerin? Wenn man bedenkt, was an internationalen Konflikten auf Deutschland, Europa und die Welt zukommt, von den zunehmend autoritären Staaten innerhalb der EU über das aggressive Rußland bis hin zu einem China, das sich offen zu seinen Welteroberungsplänen bekennt, dann graust es mich, ehrlich gesagt, wenn ich mir eine Annalena Baerbock als Kanzlerin meines Landes vorstelle.