Schorle – was ist das eigentlich?

Jetzt, wo man endlich wieder einkehren und im Biergarten ein Kaltgetränk zu sich nehmen darf, ist die „Schorle“ wieder (buchstäblich) in aller Munde. Aber was ist eine Schorle – und wo kommt das Wort her?

Nach dem Duden handelt es sich bei der Schorle um ein

Getränk aus mit Mineralwasser gemischtem Wein oder [Apfel]saft.

Als Beispiele nennt er

(landschaftlich) saure Schorle (mit Mineralwasser verdünnter Wein oder Apfelsaft)
(landschaftlich) süße Schorle (mit Limonade gemischter Wein oder Apfelsaft).

Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt der Mischgetränke, die man zur Zeit im Biergarten bestellen kann. Gehen wir einmal die beliebtesten dieser Getränke durch.

Mischgetränke mit Wein
Weinschorle ist eine Mischung aus Wein und Mineralwasser. Man kann den Wein aber auch süß (mit Zitronenlimonade) oder sauer (mit saurem Mineralwasser) trinken.

Mischgetränke mit Apfelwein
Wer – vor allem in Hessen – den Apfelwein nicht pur trinken will, mischt ihn mit Limonade, dann wird er ein Süßgespritzter, oder mit Mineralwasser, dann ist es ein Sauergespritzter.

Mischgetränke mit Bier
Die sind ebenfalls sehr beliebt, bei ihnen spricht man aber nicht von Schorle. Viele Namen sind nur regional verbreitet, andere kennt man inzwischen fast überall. Zum Beispiel Radler (Bier und Limonade), Diesel (Bier und Cola) oder Russ (Weizenbier und Zitronenlimonade).

Aber woher kommt jetzt das Wort Schorle?

Der heutige Online-Duden hält sich da heraus und sagt kurz und bündig: „Herkunft ungeklärt“. Im Etymologie-Duden ist es 1989 noch wortreicher zugegangen:

Laut Duden-Herkunftswörterbuch ist das Wort Schorlemorle eine seit dem 18. Jahrhundert zuerst als Schurlemurle in Niederbayern bezeugte Bezeichnung für ein Mischgetränk aus Wein und Mineralwasser. Die Herkunft des Wortes ist ungewiss; es handelt sich vielleicht um eine sprachspielerische Bildung, ähnlich wie die schon für das 16. Jahrhundert bezeugten Bezeichnungen für Bier scormorrium in Münster und Murlepuff in Straßburg. Das in Süddeutschland seit dem 16. Jahrhundert bezeugte Schurimuri („aufgeregter, hektischer Mensch“) und das ältere niederdeutsche Schurrmurr („Mischmasch“) könnten damit verwandt sein.

Im „Kluge“, dem Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache, heißt es:

Schorlemorle f./n., heute meist Schorle f. (18. Jh.). Bezeugt in verschiedenen Abwandlungen. Zugrunde liegt wohl mundartliches (wobd.) schuren (’sprudeln‘) mit Anpassungen nach allen Seiten.

Das Kleine Konversationslexikon von Brockhaus (1906) definiert das Getränk so:

Schorlemorle (Schurlemurle), Getränk aus Weißwein, Selterswasser, Zucker und Zitrone.

Also, halten wir fest: schon um 1740 nannte man in Franken ein Mischgetränk aus Wein und Mineralwasser „Schurlemurle“. Daraus ist wohl erst Schorlemorle und dann das heutige Wort „Schorle“ entstanden.

PS: Wer den Band „Reklame – Produktwerbung im Plakat 1890-1918“ (DB 104) der leider schon lange eingestellten Digitalen Bibliothek besitzt, findet dort ein Reklameplakat aus dem Jahr 1918, auf dem zu sehen ist, wie eine elegante Dame ihre Schorle schlürft. Der Text lautet: „Wein-Schorle – HERGESTELLT AUS PRIMA PFÄLZER WEISSWEIN“. Auch in einer Dichtung von Max Dauthendey (Bänkelsang vom Balzer auf der Balz, München 1904) wird der „Schorle Morle“ erwähnt. Und im „Fachbuch für Kellner“ (Leipzig 1962) heißt es zur Schorle: „Sie wird aus Weiß- oder Rotwein mit Selterswasser hergestellt und dann als Schorle weiß oder Schorle rot an den warmen Sommertagen als erfrischendes Getränk von unseren Gästen gern getrunken.“

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