Petra Gerster und das Gendern

Petra Gerster, die seit über 20 Jahren die heute-Nachrichten im ZDF moderiert, hatte vor einigen Tagen ihre letzte Sendung. Zusammen mit Anne Will gehört sie (leider!) zu den prominenten Frauen im Fernsehen, die das Gendern in seiner absurdesten Form praktiziert haben: mit der Sprechpause mitten im Wort. Sie selbst sagt dazu:

Vor allem ältere Männer regen sich sehr darüber auf. Von Jüngeren – Frauen wie Männern – kommt dagegen Zustimmung. Ich verstehe das Unbehagen sogar, denn wir sind mit unserer Sprache aufgewachsen und vertraut, jetzt fürchten manche, dass da alles umgekrempelt werden soll. Aber das passiert ja nicht. Der Genderstern ist nur ein winziges Zeichen, das dafür sorgt, dass Frauen, die bisher im männlichen Plural verschwanden, sichtbar werden.

Da haben wir sie also wieder, die alten Männer (hier nur eine Spur höflicher als „ältere Männer“ tituliert). Man kann dieses Wort eine Zeitlang hören, man kann es auch selbst hin und wieder ironisch verwenden, aber wenn man dann sieht, wieviel Ernst, wieviel dumme Anmaßung junge Frauen da hineinlegen, wird man doch so langsam ärgerlich. Und was ist überhaupt mit den alten Frauen? Wenn man nämlich immerfort Sichtbarkeit fordert, dann muß man eines feststellen: daß nämlich alte Frauen völlig unsichtbar sind. Ihre Sichtbarkeit liegt dem Feminismus à la mode offenbar nicht sehr am Herzen. Er lebt von der ständigen Attacke auf den Feind: Frau gegen Mann, Jung gegen Alt, Gut gegen Böse. Und am besten auch noch Schwul gegen Hetero, Farbig gegen Weiß und so weiter.

Sophie Passmann eine preisgekrönte Feministin und Slam-Poetin, erläutert ihr schlichtes Weltbild so (hier nachzulesen):

Einerseits „weißer, gesunder, christlicher, wohlhabender Mann, der die Erzählungen schreibt, den Kuchen backt und uns die Welt erklärt“, andererseits alle anderen.

Yes, life is as simple as that! Interessant sind hier die Attribute, die Passmann dem feindlichen (männlichen) Lager zuschreibt. Bis auf gesund und wohlhabend sind es samt und sonders kulturelle Tätigkeiten, die sie dem Mann zum Vorwurf macht: Religion, Literatur, Philosophie, sogar die Kochkunst, wobei die Kuchen wohl öfter von alten weißen Frauen als von alten weißen Männern gebacken werden.

„Wir sind mit unserer Sprache aufgewachsen und vertraut, jetzt fürchten manche, dass da alles umgekrempelt werden soll. Aber das passiert ja nicht“, sagt Frau Gerster. Doch, genau das passiert, und sie selbst hat ihr Scherflein dazu beigetragen. Wir sind ja nicht nur mit unserer Sprache vertraut, sie ist uns, die wir in ihr sprechen und schreiben, auch zur Bewahrung anvertraut. Sie ist das Rückgrat unserer Kultur und zugleich, wie jede Sprache, ein Archiv der Vergangenheit. Wer die Sprache gerecht machen will, wird sich an ihr die Zähne ausbeißen. Keine Sprache der Welt ist gerecht, und keine wird es je sein.

„Aber Sprachen ändern sich doch immer, wir sprechen heute ja auch nicht mehr das Deutsch der Lutherzeit!“ – das ist das Standardargument, das man als Gegner des Genderns zu hören bekommt. Ja, auch Sprachen ändern sich im Lauf der Zeit, wie alles unter der Sonne. Aber sie ändern sich langsam, in fast organischer Weise. Neue Wörter tauchen auf, bleiben oder verschwinden wieder, andere, die einmal in aller Munde waren, geraten in Vergessenheit. Das alles geschieht ganz von allein. Was heute passiert, hat mit einer solchen natürlichen Sprachentwicklung nichts zu tun: eine zu allem entschlossene Minderheit versucht hier, der Mehrheit ihren Willen aufzuzwingen – auch der Mehrheit der Frauen übrigens. Sie machen erst gar nicht den Versuch, die Menschen zu überzeugen, weil sie genau wissen, daß sie daran scheitern würden. Deshalb setzen sie auf den administrativen Zwang: wer in Schule und Universität, am Arbeitsplatz, in der Behörde nicht gendern will, wird dazu gezwungen. Einzelne Sanktionen gibt es bereits, und sie genügen vollauf.

Das alles hat ohnehin nur ganz am Rande etwas mit Mann und Frau zu tun, das zeigen schon die 60 % der F rauen, die das Gendern ablehnen. Eher schon könnte man von einem einseitig ausgerufenen Kulturkampf sprechen, in dem linke und grüne Kreise unter dem Motto „Fiat iustitia, et pereat lingua!“ ihre politischen Ziele mit einer vorgeschobenen „Gerechtigkeit“ durchsetzen wollen. Man muß nur hie und da einen sanktionieren, der nicht gendert – und schon hat man alle anderen eingeschüchtert, die um ihren Arbeitsplatz oder um die Note ihrer Hausarbeit bangen. So entsteht ein Klima, in dem Feigheit und Mitläufertum gedeihen und die Freiheit bald nur noch auf dem Papier steht.

Ein allerletztes Beispiel: Konstanze Marx, Linguistikprofessorin (!) an der Universität Greifswald, ist offenbar stolz darauf, daß sie den Senatsbeschluß zum Gendern umsetzen darf (hier nachzulesen). Studenten, die in ihren Hausarbeiten nicht gendern, sagt sie, weise sie als Gutachterin darauf hin, ohne es aber in der Note zu berücksichtigen:

Das kommt aber auch nur selten vor, weil Studierende in unserem Fach von sich aus gendern. Für sie ist das einfach selbstverständlich.

„In unserem Fach“ – das ist übrigens, man glaubt es kaum, die Germanistische Sprachwissenschaft. Und man sieht, wie gut schon jetzt der psychische Druck selbst bei Studenten funktioniert.

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