Während sich alle Minderheiten der Welt – von den Transpersonen bis zu den People of Colour – brachial um die eigene „Sichtbarkeit“ bemühen, sollen gleichzeitig (oft von denselben Personen!) alle Spuren des „Kolonialismus“ unsichtbar gemacht werden. Wer in den letzten Jahrhunderten auch nur in die Nähe eines „Kolonialisten“ gekommen ist (und das war ein paar Jahrhunderte lang fast jeder lebende Mensch), dessen Andenken soll – ähnlich der römischen damnatio memoriae – ein für alle Mal aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht werden.
Die Sheffield University geht nun voller Tatendrang daran, auch ihr Biologiestudium (!) zu „dekolonisieren“ (decolonising curriculum). Und so wie einst der Problembär Bruno zur Strecke gebracht wurde, will man jetzt auch die britischen Problemforscher allesamt eliminieren. Zu den „problematischen Persönlichkeiten“, an die nichts mehr erinnern soll, gehören in alphabetischer Reihenfolge:
Henry Walter Bates
Charles Darwin
Ronald Fisher
Francis Galton
J.B.S. Haldane
Julian Huxley
Carl von Linné
Isaac Newton
Karl Pearson
Alfred Russell Wallace
James Watson.
Wenn das ein paar dumme, unbedarfte Studenten fordern, die es gerade so zum Studium in Sheffield geschafft haben – geschenkt. Aber es sind gestandene Professoren, oft sogar die Universitätsleitung, die bei diesem üblen Spiel mitmachen.
Übrigens: daß auch Carl von Linné, der große Linnaeus, auf der Liste der Verfemten auftaucht, nehme ich als leidenschaftlicher Botaniker diesen Bürschchen besonders übel. Linnés binäre Nomenklatur, ohne die es bis heute keine wissenschaftliche Namengebung von Pflanzen und Tieren gäbe, wird noch in Jahrhunderten Bestand haben. Den Wohlstandskämpfern gegen den Kolonialismus wird man dann nicht einmal mehr in einer Fußnote begegnen.