„Aufs Auto verzichten, vegan leben, Kleidung second hand kaufen“

Jürgen Döschner vom WDR, ein überaus eifriger und (deshalb?) preisgekrönter Verfechter der Energiewende, will auf tagesschau.de partout Christian Lindner widerlegen, der vor ein paar Tagen vorgerechnet hat, was auf eine normale Familie durch eine höhere CO2-Abgabe zukommen wird. Das weiß Döschner natürlich alles viel besser, überdies verweist er auf die „enormen Unterschiede beim individuellen CO2-Fußabdruck“:

Wohlhabende stoßen (beispielsweise wegen größerer Wohnungen und Autos, mehr Reisen, höheren Konsums) mehr CO2 als Geringverdienende aus. Umweltbewusst lebende Menschen, die zum Beispiel aufs Auto verzichten, vegan leben oder ihre Kleidung second hand kaufen, verursachen wesentlich weniger.

Da haben wir es wieder, dieses Genrebild von der Familie, die (ökologisch) ein heiligmäßiges Leben führt, ihren SUV verkauft hat, zur Fortbewegung nur noch das Fahrrad und den öffentlichen Nahverkehr nutzt, ihren Zucker lose kauft und (natürlich!) weder Fleisch noch Fisch verzehrt. Solche Familien sind die wahren Helden des Alltags, ihnen gelten – gefühlt alle paar Wochen – Dokumentationen mit Titeln wie „Ein Leben ohne Fleisch“ oder „Geht es auch ohne Autos?“

Ach, natürlich geht das alles! Der griechische Philosoph Diogenes von Sinope soll sich, wie in der Wikipedia beschrieben, mit einer Tonne als Schlafstätte begnügt haben:

Zu Diogenes’ Ausstattung gehörten laut Diogenes Laertios ein einfacher Wollmantel, ein Rucksack mit Proviant und einige Utensilien sowie ein Stock. Seinen Trinkbecher und seine Essschüssel soll er nach einer Anekdote weggeworfen haben, als er sah, wie Kinder aus den Händen tranken und Linsenbrei in einem ausgehöhlten Brot aufbewahrten. Ernährt habe er sich von Wasser, rohem Gemüse, wild gewachsenen Kräutern, Bohnen, Linsen, Oliven, Feigen, einfachem Gerstenbrot und Ähnlichem.

Diogenes wäre heute sicher ein begehrter Talkshowgast (vielleicht sogar noch beliebter als Lauterbach!) und mit seinem radikalen Lebenswandel auch ein geschätzter Aktivist. Jürgen Döschner pflegt sicher einen weniger anstrengenden Lebenswandel, aber radikal ist er in seinem unbeugsamen Kampf für die Klimawende:

Wir brauchen mehr Klimaschutz, wir müssen schneller unseren CO2-Ausstoß senken.

Das sei, sagt er, „nach dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts unumstritten“. Aber das einzige, was beim Klimaschutz wirklich als unumstritten gelten muß, ist die Tatsache, daß man in einem Land, das am weltweiten CO2-Ausstoß nur mit 2% beteiligt ist, tun kann, was man will – nichts davon wird je irgendeinen meßbaren Einfluß auf das Weltklima haben. Es wäre schön, auch das einmal auf tagesschau.de zu lesen oder (noch besser) abends in der Tagesschau zu hören. Kinder, die unbedingt die Welt retten wollen, und Aktivisten, die sich an ihrer medialen und politischen Macht berauschen, haben wir genug. Muß man denn unbedingt auf sie hören?

Übrigens: Im Jahr 2014 wurde Jürgen Döschner von der Solarlobby, der „Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien Eurosolar e. V.“, mit dem Deutschen Solarpreis in der Kategorie „Sonderpreis für persönliches Engagement“ ausgezeichnet. Er hat ihn sich verdient.

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