Enzykliken sind wichtige Stationen in einem Pontifikat. In der Wikipedia liest man über sie folgendes:
Die Veröffentlichung der Enzykliken erfolgt normalerweise auf Latein im Amtsblatt des Heiligen Stuhls. Häufig ist zugleich eine amtliche Übersetzung in andere Sprache beigegeben.
Ach, das waren noch Zeiten! Heutzutage ist es eher umgekehrt, das Lateinische ist in der Regel die letzte Sprache, in die ein Rundschreiben übersetzt wird.
Nehmen wir „Fratelli tutti“, die bisher letzte Enzyklika von Papst Franziskus. Sie ist am 3. Oktober 2020, also vor gut sieben Monaten erschienen. Seitdem ist das Schreiben, wie man der Internetseite des Heiligen Stuhls entnehmen kann, in folgende Sprachen übersetzt worden:
Arabisch
Chinesisch (China) (s. Bild rechts)
Chinesisch (Taiwan)
Deutsch
Englisch
Französisch
Italienisch
Niederländisch
Polnisch
Portugiesisch
Spanisch.
Merken Sie etwas? Eine Sprache fehlt – ausgerechnet jene, die seit mehr als 1500 Jahren die Sprache nicht nur der katholischen Kirche, sondern der ganzen gebildeten Welt ist. Aber dieses kostbare Erbe wird immer weniger gepflegt. Die meisten Bischöfe und Kardinäle beherrschen die Sprache nicht mehr, die Zahl der angestellten Latinisten im Vatikan wird immer kleiner, und anders als sein Vorgänger, der fließend Lateinisch sprach und eigens eine Päpstliche Akademie für die lateinische Sprache ins Leben rief, scheint Papst Franziskus kein großes Interesse an ihr zu haben.
Weg vom alten Europa, weg von seiner wunderbaren Kultur und seiner mühsam erstrittenen liberalen Demokratie, hin zur Peripherie, zu den Beladenen und Geknechteten, die immer schon Opfer der Weißen waren und es wohl bis ans Ende aller Tage bleiben – diesem dummen Narrativ des heftig wehenden Zeitgeistes scheint jetzt auch die katholische Kirche zu folgen.