An dieser Stelle berichte ich in unregelmäßigen Abständen von Wörtern, wie man sie nur in alten Büchern findet – in diesem Fall in einer Ausgabe von Dudens „Orthographischem Wörterbuch der deutschen Sprache“ (8. Auflage 1908).
Ein seltsames Wort, das aus zwei völlig verschiedenen Quellen gespeist wird.
Einmal ist es ein gewöhnliches Schimpfwort („Du Kaffer“) mit einer einigermaßen geklärten Herkunft. Ein Kaffer ist, wie man im „Kluge“ (Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. Aufl., Berlin 1999) nachlesen kann, ein „dummer Kerl“. Der Duden bevorzugt als Bedeutung „Dummkopf, blöder Mensch“, was das Wort auch nicht sympathischer macht. Es kommt aus dem Rotwelschen, der deutschen Gaunersprache, die einst unter Bettlern und beim fahrenden Volk verbreitet war. Da ist Kaffer als Schimpfwort schon im 18. Jahrhundert nachweisbar.
Wer im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm nachschlägt, findet die folgenden Bedeutungen:
Schimpfwort, z. b. studentisch, duckmäuser, fader mensch, knauser, auch schmuziger mensch im wörtlichen sinn, und bauer.
Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Das Wort ist nämlich über das Jiddische ins Rotwelsche eingedrungen, und im Westjiddischen bedeutet „kafer“ soviel wie Bauer, Dörfler. Auch „Bauer“ wird ja oft als Schimpfwort für einen ungebildeten Menschen gebraucht, weshalb sich die Bauern selbst eine Zeitlang lieber als „Landwirte“ oder „Agrarökonomen“ titulieren lassen wollten. Inzwischen hat sich das wieder geändert, und man freut sich, wenn man Lebensmittel „direkt vom Bauern“ erwerben kann. Aber das ist eine andere (Wort-) Geschichte.
Jetzt müssen wir nur noch wissen, wie das Wort ins Jiddische gekommen ist. Das ist aber nicht weiter schwer, denn viele Wörter des Jiddischen stammen aus dem Hebräischen, und dort heißt „dörflich“ nachtalmudisch kafri. So ist übrigens auch unser Wort „Kaff“ entstanden.
Das Wort Kaffer hat aber auch noch eine zweite Bedeutung. Schon das Deutsche Wörterbuch fragt, ob es sich bei dem Schimpfwort womöglich um eine „Übertragung der Kaffern im Kafferlande“ handeln könnte. Das ist aber wohl nicht so. Als Kaffern hat man im 19. Jahrhundert afrikanische Stämme wie die Xhosa und andere Bantuvölker im südlichen Afrika bezeichnet. Diese indigenen Völker wurden von den Muslimen als Ungläubige (kafir) bezeichnet. Daraus ist im Spanischen und Portugiesischen das Wort cafre entstanden, das es heute noch in der Bedeutung „Barbar“ gibt.
Daß „Kaffer“ (genauso wie „Neger“) damals keineswegs ein Schimpfwort war, sondern eine (ursprünglich nicht herabsetzende) Bezeichnung für Völker mit dunkler Hautfarbe und das Land, in dem sie lebten, sieht man schon aus Wörtern wie „Kaffernbüffel“, einem südafrikanischen Wildrind, oder der „Kaffernlimette“. Zu einem Schimpfwort werden solche Wörter erst durch einen Menschen, der sie in herabsetzender Weise gebraucht.