Durch die Kontaktbeschränkungen in den Städten und Gemeinden sieht man seit Monaten viel mehr Menschen in der Natur als früher. Auch auf den verstecktesten Pfaden kommen einem auf einmal Spaziergänger, Radler und Jogger entgegen. Manchen Familien mit Kindern sieht man an, daß der Gang durch die Natur für sie etwas Ungewohntes ist, und so hat selbst die Pandemie ihre gute Seite – man könnte es einen Kollateralnutzen nennen.
Schmetterlinge sind „fliegende Edelsteine“, jeder mag sie (auf dem Bild oben sieht man den gar nicht so seltenen Aurorafalter). Aber sie sind wie viele andere Tiere bedroht: vor allem durch den Verlust an Lebensräumen. Da ist es wichtig, daß man regelmäßig eine Bestandsaufnahme macht. Welche Arten sind im Rückgang begriffen, welche können sich an die neue, vom Menschen geschaffene Umwelt anpassen?
Hier kann jeder, der Freude an der Natur hat, als ehrenamtlicher Mitarbeiter seinen kleinen Beitrag leisten. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sucht immer Naturfreunde, die sich langfristig an der Schmetterlingszählung in Deutschland beteiligen. Dazu muß man kein Schmetterlingsspezialist sein – wenn man Freude an der Natur hat und der schönen Sache von April bis September eine Stunde pro Woche opfert, kann man dazu beitragen, die Veränderungen der Fauna in der näheren Umgebung zu registrieren.
Man sucht sich eine Wegstrecke von ca. 200 m (oder mehr) und begeht diese Strecke einmal pro Woche. Dabei notiert man die Schmetterlingsarten und ihre genau Zahl in einem Erfassungsbogen. Man muß dabei bestimmte Regeln einhalten, aber die sind nicht schwer. Man bekommt eine genaue Anleitung und jede erdenkliche Hilfe. Die Daten kann man am Ende bequem online an das UFZ übertragen.
Angst vor dem Bestimmen der Schmetterlingsarten muß man nicht haben. Hier gilt die Devise „learning by doing“. Ein gutes Bestimmungsbuch (empfohlen wird Settele, Die Tagfalter Deutschlands aus dem Ulmer-Verlag) reicht, eine Kamera ist natürlich von Vorteil, damit man die Falter zuhause in Ruhe bestimmen oder sich von Experten Hilfe holen kann.
Ich bin jetzt im zehnten Jahr dabei und lerne jedes Jahr dazu. Mein „Transekt“ (so nennt man die Wegstrecke, die man über die Saison hinweg beobachtet) birgt zwar keine großen Raritäten, das kann man im Rhein-Main-Gebiet auch nicht erwarten, aber es ist spannend zu sehen, wie sich etwa das Wetter oder Veränderungen der Umgebung auf die Zahl der Schmetterlinge auswirken. Und dann findet man doch immer einmal wieder Falter, die man noch nie gesehen hat. Es macht einfach Spaß, man lernt mit jeder Begehung dazu – und man hilft obendrein, ganz im Sinne der Citizen Science, der Wissenschaft.