Aber die Kreuzzüge! Bemerkungen zu einem Totschlagargument

Mancher mag sich noch an die Rede von Martin Walser erinnern, der am 11. Oktober 1998 in der Paulskirche sagte, Auschwitz eigne sich nicht als “Einschüchterungsmittel oder Moralkeule”. Schon das Wort Auschwitz ist so einschüchternd, daß eine Diskussion dann eigentlich nicht mehr möglich ist. Es ist ein Totschlagargument.

Aber es gibt auch andere Wörter, die geeignet sind, jedes ernsthafte Gespräch zu unterbinden. In den nicht immer leichten Diskussionen mit Muslimen sind die “Kreuzzüge” so ein Wort. Es sind zwar inzwischen mehr als 800 Jahre vergangen, seit die Kreuzritter aufgebrochen sind, um die gewaltsam islamisierten Gebiete, vor allem das Heilige Land, zurückzuerobern, aber die Muslime, vor allem ihre organisierten Vertreter, kommen meist schon nach wenigen Minuten darauf zurück. Aber die Kreuzzüge! – heißt es dann vorwurfsvoll, so als sei es gerade gestern gewesen. Selbst ein blutiger Diktator wie Muammar al-Gaddafi nennt seine Gegner, unter denen sich auch arabische Staaten befinden, “Kreuzritter”, um sich damit einen argumentativen Vorteil zu verschaffen.

Was das mit den Grünen zu tun hat? Leider mehr, als man auf den ersten Blick denkt. Es vergeht nämlich kaum eine Diskussion im Fernsehen zum Thema Islam, in der nicht die grünen Teilnehmer, allen voran Künast, eilfertig und peinlich anbiederisch raunen: Die Kreuzzüge! – so als müßten sie sich noch heute und immer wieder für die Kreuzritter entschuldigen.

Aber bevor ein Kreuzritter etwas zurückerobern kann, muß ja wohl eine Eroberung vorangegangen sein. Gerade der heutige Maghreb, der damals zu großen Teilen aus der römischen Provinz Africa bestand, ist lange vor seiner Eroberung christliches Land gewesen. Einige der größten christlichen Lehrer und Kirchenväter stammen aus dieser Provinz: Augustinus zum Beispiel, Lactantius, Tertullian und Cyprianus. Sie haben ihre Mitbürger übrigens noch auf altmodische Weise mit dem Wort überzeugt.

Jedenfalls vermag ich nicht einzusehen, warum eine Rückeroberung, die im übrigen nur eine kurze Episode der Geschichte geblieben ist, moralisch verwerflicher sein soll als die Eroberung selbst.

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