Was Faust da im Studierzimmer zu Mephisto sagt, bekommt eine unerwartete Aktualität:
Werd‘ ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Und ein paar Zeilen weiter:
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Mit dem Verweilen hat es jetzt zumindest in Düsseldorf ein Ende (hier nachzulesen). Weil am Wochenende viele Menschen bei schönstem Wetter durch die Altstadt und – frevlerisch! – sogar am Rheinufer flaniert sind, hat die Obrigkeit eingegriffen:
Die Stadt will in den kommenden Tagen 300 rote Schilder aufstellen, die mit dem Schriftzug „Verweilverbotszone: Bitte gehen Sie weiter“ versehen sind.
Schluß ist’s also mit dem Verweilen, und sei es noch so schön, und die Dudenredaktion wird sich schon wieder ein Wort für zukünftige Ausgaben vorgemerkt haben: „Verweilverbotszone“. Ein durch und durch deutsches Wort, immerhin. Wer denkt da nicht an die bayerische Polizei, die am Anfang der Pandemie den Untertanen zwar einen Gang an die frische Luft allergnädigst erlaubte, aber in Gestalt des Sprechers des bayerischen Innenministeriums zugleich drohend hinzufügte:
Wer nur herausgeht, um auf einer Parkbank ein Buch zu lesen, verstößt gegen die Verordnung.
Während aber in Bayern den Untertanen – wenn auch nur durch den Druck der Straße – das Lesen auf Parkbänken wieder erlaubt wurde, dürfen die Düsseldorfer jetzt nicht einmal mehr stehenbleiben: „Bitte gehen Sie weiter!“, steht auf dem Schild, und niemand zweifelt daran, daß Zuwiderhandelnde energisch zu bürgerlichem Gehorsam angehalten werden.
Singen wir also gemeinsam (natürlich mit gehörigem Abstand und ohne beim Gehen stehenzubleiben!):
Ein Prosit,
ein Prosit
der Obrigkeit!