Ey, Aldi, was duzt du?

Dem Discounter Aldi ist zum siebten Mal hintereinander bescheinigt worden, daß er „bester Einkaufsmarkt“ ist, mit dem bestem Service und dem bestem Preis-Leistungs-Verhältnis von allen Discountern.

Aber warum glaubt er, daß er seine Kunden deshalb gleich duzen muß? In einer von mehreren ganzseitigen Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen redet er nämlich so mit seinen Kunden:

Danke für Euer Vertrauen!

Wir sind auch in Zukunft immer wieder gerne für euch da!

Ich wüßte aber nicht, wann ich dem Aldi das Du angeboten hätte. Und zu irgendeiner Szene oder Peergroup, in der das Duzen normal ist, gehöre ich als Kunde auch nicht. Warum duzt mich der Aldi also?

Und es ist ja beileibe nicht nur er – überall und immer öfter wird man von Firmen, Läden und Organisationen ungefragt geduzt. Dahinter steht keine freundliche Zuneigung, sondern kalte Berechnung: man möchte, so will es das Kalkül der Marketingabteilungen, frisch und jugendlich daherkommen, wie es ja auch politische Parteien, Fernsehsender usw. gerne hätten: immer jünger, frischer, immer weiblicher, offener, diverser und bunter will man werden.

Wie heißt es in Goethes Torquato Tasso? „So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt“.

Es mag sein, daß das Kalkül der Marketingleute bei vielen sogar aufgeht. Bei mir nicht. Und meine Leser werde ich auch weiter siezen, wie es sich gehört. Versprochen!

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