Widerstandskämpfer*innen

Eine „Jana aus Kassel“ hat gestern auf der „Querdenken“-Kundgebung in Hannover wörtlich folgendes gesagt (vom Tagesspiegel zitiert):

„Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde“, sagt sie und bekommt Applaus.

„Ich bin 22 Jahre alt, genau wie Sophie Scholl, bevor sie den Nationalsozialisten zum Opfer fiel“, fährt sie dann fort. Sie werde niemals aufhören, sich für Freiheit, Frieden, Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen.

Da fehlen einem (und hoffentlich auch meinen Lesern!) die Worte.

Aber man sieht auch: wir haben es bei den Jugendprotesten unserer Tage – ob im Hambi oder im Danni, ob zur Klima- oder zur Coronapolitik – mit einer satten und behüteten Wohlstandsjugend zu tun, der man weder im Elternhaus noch in der Schule ein historisches und moralisches Koordinatensystem vermittelt hat. Anders kann man das, was diese Jana aus Kassel in die Mikrofone gesprochen hat, nicht interpretieren.

PS: Unser Außenminister twittert dazu:

Nichts verbindet Coronaproteste mit Widerstandskämpfer*Innen. Nichts!

Das stimmt zwar inhaltlich – aber ich entgegne: nichts, aber auch gar nichts verbindet die Widerstandskämpfer, die im Kampf gegen Hitler ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben, mit den selbstverliebten Feministinnen und Außenministern, die in ihrem Kampf en passant die deutsche Sprache verschandeln und sie – in der ganzen Welt! – der Lächerlichkeit preisgeben. Wer gegen den absurden politischen Anspruch der Jana aus Kassel protestiert, aber gleichzeitig dem pseudofeministischen Jargon einer kleinen Minderheit auch noch die ministerielle Weihe gibt, ist für mich nicht mehr wählbar.

Es geht hier nämlich um nichts Geringeres als um die Erhaltung unserer Kultur, deren Rückgrat die deutsche Sprache ist. Und die Gefahr für unsere Muttersprache geht nicht einmal so sehr von den feministischen, sprachlich offenbar ungebildeten Frauen aus (die sollen in Gottes Namen sprechen und schreiben, wie sie wollen!), sondern von ihren politischen Unterstützern in den Parteien, Zeitungen, Fernsehanstalten, Verwaltungen, Schulen und Betrieben, die dafür sorgen, daß dieser sprachliche Frevel uns allen auf administrativem Wege zur Pflicht gemacht wird. Wie die Lehrer der über alle Welt verstreuten Goethe-Institute ihren Schülern, die voller Neugier auf die deutsche Sprache und die deutsche Kultur sind, diesen Niedergang erklären sollen, weiß ich nicht. In ihrer Haut möchte ich nicht stecken.

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