Mehr als 3000 Sinngedichte hat Friedrich von Logau (1605-1655) veröffentlicht. Nicht wenige davon dürften heute der feministischen Zensur zum Opfer fallen – zum Beispiel diese:
Geschmünckte Weiber
Die Damen, die sich gerne schmüncken,
Die lassen sich wol selbst bedüncken,
Daß wo Natur an ihren Gaben
Muß etwas übersehen haben;
Drum wo man Schmuck und Schmüncke schauet,
Thut thörlich, wer der Farbe trauet.Von den Weiber-Brüsten
Wie kommts, daß Frauen-Volk so klare Stimmen führet?
Weil duppelt Blasebalg hart an ihr Lufftröhr rühret.Der Mann deß Weibes Haupt
Der Mann ist seines Weibes Haupt;
Wer weiß, ob Virna solches glaubt?
Sie spricht: Was solln zwey Haupter mir?
Ich wär ja sonst ein Wunderthier.
Wenn man bedenkt, was für zarte, verletzliche Gemüter die Menschen heute haben, muß man damit rechnen, daß die von allem Unrat gereinigte Weltliteratur bald auf einen Bruchteil ihres bisherigen Ausmaßes zusammenschrumpfen wird. Alles Anrüchige wird dann wohl in besonders geschützten Depots gelagert, wo es an unseren immer empfindsameren Seelen kein Unheil mehr anrichten kann.