Meine Zigeunersauce

Natürlich gibt es auch den echten Rassismus. In den USA wird man nicht lange danach suchen müssen. Aber was dort ein brennendes Problem ist, eine jahrhundertealte, nicht heilende Wunde, gerät in Deutschland zu einer lächerlichen Farce. Verzweifelt versuchen die deutschen Wohlstandskinder, überall „systemischen“ Rassismus zu entdecken: im Alltag, an Denkmälern, bei der Bundeswehr, in Jobcentern – und natürlich bei der Polizei (die ja immer böse und rassistisch ist, weil das altlinke Klischee es so will).

Und jetzt sogar auf dem Etikett von Fertigsaucen, zum Beispiel von Knorr. Weil der Begriff „negativ interpretiert werden könnte“ (warum auf einmal?), hat Knorr seine „Zigeunersauce“ umbenannt – sie heißt ab sofort „Paprikasauce Ungarische Art“. Jetzt fehlte nur noch, daß Knorr sich für seinen jahrzehntelangen Antiziganismus in aller Form öffentlich entschuldigte.

Damit solcher Unfug ein Ende hat, schlage ich ein zehnjähriges Moratorium vor. Dazu müßte folgender Artikel ins Grundgesetz aufgenommen werden:

Artikel 5a
[Befristetes Verbot von Umbenennungen]
(1) Umbenennungen von Straßen, Geschäften und Fertigsaucen sind verboten.
(2) Nach einer Frist von zehn Jahren wird Art. 5a ersatzlos gestrichen.

In zehn Jahren nämlich, da bin ich optimistisch, ist der ganze moralinsaure Umbenennungsspuk hoffentlich vorbei.

Ach ja, falls es einen meiner Leser interessiert: ich mache meine Zigeunersauce – ich wiederhole: ZIGEUNERSAUCE – immer selbst. Die ist schnell gemacht und schmeckt viel besser als das Fertigzeug. Man nehme (für vier Personen) zwei Zwiebeln, reibe sie in einen halben Liter heiße Brühe und füge einen Becher Sahne hinzu. Dann kommt noch kleingewürfeltes Gemüse in die kochende Brühe: auf jeden Fall mindestens drei rote Paprika, nach Belieben auch kleingeschnittene Möhren, Gurken usw. Das Ganze läßt man so lange köcheln, bis das Gemüse weich ist, dann füllt man den Topf zusätzlich mit 2-3 Dosen gehackter Tomaten, einigen Eßlöffeln Tomatenmark und scharfem Ajvar nach Belieben auf. Am Ende wird mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver kräftig gewürzt.

Besonders gut schmeckt diese Sauce zu einem unpanierten Schnitzel, das dadurch – Sie ahnen es? – zu einem echten ZIGEUNERSCHNITZEL wird. Man muß die geklopften Schnitzel nur auf beiden Seiten ordentlich mit Salz, Pfeffer und Paprika einreiben, mit Mehl bestäuben und in einer Pfanne in Öl oder Butterschmalz anbraten. Danach läßt man sie in der heißen Sauce längere Zeit köcheln.

Und was bekommt man dann?

ZIGEUNERSCHNITZEL in ZIGEUNERSAUCE.

Ich wünsche guten Appetit.

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