Dichterinnenzitat

Wandern, schrieb die britische Schriftstellerin Elizabeth von Arnim einmal, sei die vollkommenste Art der Fortbewegung. Der SWR zitiert dieses Wort in seinem heutigen Programmkalender, um damit auf die Sendung „Wanderurlaub in Rheinland-Pfalz“ (heute abend um 20 Uhr) hinzuweisen. Und er fährt fort:

Dieses Dichterinnenzitat nimmt sich Anna Lena Dörr bei ihrer Expedition in einen Wanderurlaub zu Herzen.

Ein Dichterinnenzitat also! Das ändert natürlich alles. Ein Lob aufs Wandern, das aus der Feder einer Frau stammt, hat doch gleich ein ganz anderes Gewicht.

Aber im Ernst: was soll man eigentlich noch tun, um die Dummheit (auch die Dreistigkeit!) des Sprachfeminismus in die Schranken zu weisen? Argumentieren? Keine Chance. Einige wenige Sprachwissenschaftler geben sich große Mühe, schreiben Artikel, erläutern, was ein „generisches Maskulinum“ ist, weisen darauf hin, wie die Sprache leidet, wenn Ideologen sie zu ihrer Verfügungsmasse erniedrigen – aber das alles prallt von diesem politischen Milieu ab. Gegen Dummheit ist eben kein Kraut gewachsen.

Auch wenn es einem oft im Halse stecken bleibt, so ist das Lachen doch auch in diesem Fall die beste Strategie. Den Mitarbeiter eines Fernsehsenders, der von einem „Dichterinnenzitat“ spricht, sollte man aus vollem Halse auslachen, mit einem schallenden, einem großen, von mir aus auch mit einem homerischen Gelächter. Er hat nichts anderes verdient.

PS: Der (steinige!) Weg der europäischen Humanität war immer davon beseelt, daß wir alle Menschen sind. Nicht Franzosen und Deutsche, sondern Menschen. Nicht Männer und Frauen, sondern Menschen. Nicht Protestanten und Katholiken, sondern Menschen. Nicht Homosexuelle und Heterosexuelle, sondern Menschen. Und eben auch nicht Weiße und Schwarze, sondern Menschen. Wir hier in Europa haben auf diesem Weg viel erreicht. Wer jetzt rückwärts geht, wie es die ideologischen Eiferer und Bilderstürmer der jüngsten Zeit tun, wer die mühsam zugeschütteten Gräben wieder aufreißt, der begreift offenbar gar nicht, wieviel Mühe, wieviele Opfer es gekostet hat (und wieviele Jahrhunderte nötig waren), um wenigstens so weit zu kommen. Diese Eiferer sind nicht „fortschrittlich“, wie sie glauben. Sie gehen mit Siebenmeilenstiefeln zurück in die Vergangenheit. Folgen sollten wir ihnen auf diesem Weg nicht.

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