Ach, in einer Zeit wie der unseren lernt man fast jeden Tag neue Menschen kennen, was freilich nicht immer angenehm ist. Gerade habe ich zum ersten Mal vom „Vegankoch Attila Hildmann“ gehört, jetzt ist auf einmal die mir völlig unbekannte „Kolumnistin Hengameh Yaghoobifarah“ in aller Munde. Nicht etwa, weil die 29jährige Kielerin vor Jahren angewidert über die deutsche „Dreckskultur“ schwadroniert hat, Auch nicht, weil sie den Deutschen (sie ist aber doch auch eine?) in einem Buchtitel des Ullstein-Verlags ein zorniges „Eure Heimat ist unser Albtraum“ entgegengeschleudert hat. Die Deutschen sind für sie nämlich immer nur „die Kartoffeln“. Das ist eines ihrer Lieblingswörter, in das sie alle Verachtung und ihren ganzen Haß hineinsteckt, denn Kartoffeln sind „ignorant, geschichtsverdrossen und besserwisserisch“. Yaghoobifarah beherrscht das Deutsche stilsicher, etwa wenn sie schreibt, Thilo Sarrazin sei „ein rechter Lauch, der gerne viel Scheiße labert“. Oder daß Corona-Tagebücher „fade wie Furzen“ seien. Oder wenn sie immer wieder von der „weißdeutschen Bürgerlichkeit“ spricht, die sie – unter tätiger Beihilfe der taz-Redaktion – haßt bis aufs Blut.
Oder – um noch ein letztes Beispiel zu nennen – wenn sie von der Kabarettistin Lisa Eckhart sagt:
Ihr Name klingt wie die irrelevante Alman-Mitschülerin mit überhöhter Selbstwahrnehmung von früher. Geladen mit High-School-Bully-Energy besitzt sie das nötige Pretty-Privilege, um mit den Styles vom Anfang des letzten Jahrzehnts davonzukommen.
Häh? Das versteht vielleicht nur, wer stilistisch und geistig auf Augenhöhe mit der Kolumnistin ist – oder zur links-grünen Berliner Kulturszene gehört.
Aber in aller Munde ist sie, weil sie die deutsche Polizei abschaffen und den arbeitslos gewordenen Polizisten eine originelle Wohnstatt zuweisen will:
Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.
Die Chefredakteurin der taz findet für dieses Machwerk nur sehr milde Worte der Kritik. Viel energischer wird sie, als Horst Seehofer öffentlich überlegt, ob er gegen die taz-Kolumnistin Strafanzeige erstatten soll, was ja sein gutes Recht und sogar seine Pflicht als oberster Dienstherr der Polizei ist. Schon die Überlegung ist für die taz „ein beschämender Angriff auf die Pressefreiheit“, und natürlich sind die üblichen Verdächtigen an ihrer Seite: allen vor Jan Böhmermann, der in absurder Verkehrung der Wirklichkeit „das Vertrauen in den Staat“ nicht durch Yaghoobifarahs Schmähung, sondern durch Seehofer beschädigt sieht. Die Linke rückt Seehofer gleich in die Nähe des „türkischen Despoten Erdogan“, die Grünen vergleichen ihn mit Orbán und Kaczynski.
Dabei genügt schon ein flüchtiger Blick ins Grundgesetz, um zu sehen, daß die Pressefreiheit auch in Demokratien nicht unbeschränkt gilt; ihre Schranken findet sie nämlich nach Art. 5 Absatz 2 GG
in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
Trotzdem würde ich Seehofer von einer Klage abraten. Wer so schreibt wie Yaghoobifarah, mag in der linken Berliner Blase angesehen sein, unter anständigen Menschen ist er nicht satisfaktionsfähig.