Zwei Tage vor dem „8. Deutschen Diversity-Tag“ (hier auch in schlichter Kürze „DDT20“ genannt), von dem hierzulande außer ein paar Splittergrüppchen zurecht niemand Notiz genommen hat, bewies Anne Will in ihrer Talkshow, wie weit die planmäßige, ideologisch verbrämte Zerstörung der deutschen Sprache als einer Kultursprache schon gediehen ist. Sie genderte munter drauflos und sprach tatsächlich vom „Bund der Steuerzahler (Pause) innen“, wobei das Päuschen zwischen „Steuerzahler“ und „innen“ als Pause oder gar als Knacklaut beschrieben worden ist.
„Wir gendern schon lange“, schrieb Anne Will dazu auf Twitter, und der ARD-Sprecher fügte hinzu (hier nachzulesen):
Anne Will gendert seit Langem konsequent. Sie hat mit ihrem Sprachgebrauch zwei Tage vor dem Diversity-Tag ein Signal gesetzt und damit eine wichtige öffentliche Diskussion angestoßen.
Sie hat eine Diskussion „angestoßen“? Na, das wäre wunderbar, man kann nämlich gar nicht genug Diskussionen anstoßen. Aber zwischen einer Diskussion und einem durch politischen und ideologischen Druck erzeugten Diktat besteht denn doch ein großer Unterschied.
Daß hier nicht einfach „die Sprache sich verändert“, wie uns viele Germanisten weismachen wollen, hat die Schriftstellerin Monika Maron schön herausgearbeitet (hier nachzulesen):
2019 hat sie eine Online-Petition gegen den „Gender-Unfug“ initiiert, die bisher 75.000 Unterzeichner fand. „Die politische Bereinigung der Sprache ist eine geradezu diktatorische, auf jeden Fall eine ideologische Anmaßung, die nur Leute mit Hoheitsgewalt durchsetzen können: in Behörden, Rathäusern, Universitäten, öffentlich-rechtlichen Sendern“, sagt sie.
Das Argument, das ihr am häufigsten entgegengehalten werde, laute, dass die Sprache sich doch ohnehin ständig verändere. „Das stimmt“, sagt Maron: „Die Sprache verändert sich. Aber jetzt soll sie gewaltsam verändert und verunstaltet werden.“
Das spricht mir aus dem Herzen. Aber wo sind ihre Schriftstellerkollegen? Sind sie nicht die eigentlichen Hüter der Sprache? Doch von den meisten kommt zu diesem Thema – nichts. Interessiert es sie nicht, was hier der deutschen Sprache angetan wird?
Die aber, die sich als Germanisten mit unserer Sprache akademisch beschäftigen, leben heute – ganz anders als noch zu meiner Zeit – in einem Zustand selbstverschuldeter Bedeutungslosigkeit und teilen dieses Schicksal mit den meisten Geisteswissenschaften. Ich verfolge, wenn auch nicht intensiv, was in der Presse gelegentlich über ihre Tagungen und Auseinandersetzungen berichtet wird, und was man da erfährt, gibt wenig Hoffnung, daß die deutsche Sprache unter ihnen kraftvolle Verteidiger finden könnte. Das Gegenteil ist der Fall.
Als Beispiel werde ich in den nächsten Tagen einen von ihnen vorstellen, der sich in einem Interview in typischer Weise zum Gendern geäußert hat.