Danaos, der mythische König von Argos (das ist der mit den 50 Töchtern!), hatte einen Zwillingsbruder, Aigyptos, dem er in gegenseitigem Haß verbunden war. Athene riet ihm, seine Heimat Libyen zu verlassen. Und warum? Weil, so lesen wir in der Wikipedia, sein Bruder Aigyptos
ihm nach Tod und Leben trachtete.
Er trachtete ihm „nach Tod und Leben“? Das ist nun wirklich eine seltsame Formulierung. Daß man jemandem nach dem Leben trachtet, d.h. seinen Tod wünscht und diesen möglichst auch herbeiführen möchte, versteht jeder, das ist gutes Deutsch. Aber wie kann man einem Menschen gleichzeitig nach dem Tod und nach dem Leben trachten? Wenn „jemandem nach dem Leben trachten“ soviel heißt wie „jemandes Tod planen“, was heißt dann um Himmels willen „jemandem nach dem Tod trachten“? Das Gegenteil? Aber wie kann man dann in der Formulierung „nach Tod und Leben“ beides nebeneinanderstellen? Alles recht rätselhaft.
Es könnte natürlich auch eine ganz einfache Erklärung geben: daß dem Bearbeiter nämlich, der seiner Muttersprache nicht allzu mächtig sein dürfte, der Ausdruck „nach dem Leben trachten“ zu schwach erschienen ist und er, um einer kräftigeren Einfärbung willen, den Tod unbedingt in den Satz einbauen wollte – leider an einer dafür ganz und gar nicht geeigneten Stelle.