Nicht nur die normalen Sterblichen haben am Neujahrstag genug zu tun. Was Goethe etwa am 1. Januar 1818 an Begegnungen einzuplanen hatte, kann man seinem Tagebuch entnehmen:
Neujahrs Tag. Verschiedenes zur morgenden Sendung nach Weimar. Prof. Renner, Dr. Roux, Hofrath Voigt, Prof. Bachmann, Prof. Hand, Papadopulos, Geh. Justizrath Schnaubert. Bey Knebel zu Mittag, mit Papadopulos, Durchzeichnungen von Castellazo. Frau von Ziegesar mit Kindern, Succow. Geh. Rath Schmidt. Abends mit Vulpius die Geschäfte durchgesprochen, auch sonstige ältere Lebensvorfälle.
Oder drei Jahre zuvor, am 1. Januar 1815:
Glückwünschende. Gedicht Sammlung. Bey Serenissima und weiter. Mittag Rabe. Abends Meyer. Polit. Aufsatz. Amulete pp. Kästchen pp. nach Heidelberg. Schelver, Schenke. Fr. v. Grothous Dresden. Boisserée Avis. Stimmel Leipzig.
Die Glückwünschenden (heute hätten unsere Dummsprachler daraus gewiß „Glück Wünschende“ gemacht!) waren ihm sicher nur eine lästige Pflicht. Schon am Neujahrstag des Jahres 1779 notiert er etwas herablassend:
Die Posse mit den Neujahrs Wünschen volführt.
Wer all diese „Glückwünschenden“ waren, die ihm am Neujahrstag aufwarteten, wird niemand auf Anhieb wissen, aber wir haben ja in Deutschland gottlob genug Goethe-Editionen, in denen gerade solche Details aufgelöst sind. Die „Serenissima“ war übrigens die Gattin des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar, Luise von Hessen-Darmstadt.