Maschinenstürmer hat es immer gegeben – früher allerdings, man denke an die „Spinning Jenny“ Ende des 18. Jahrhunderts, eher während der Einführung neuer Technologien, weil die Handwerker und Arbeiter (meistens zurecht!) Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes hatten. Der deutsche Maschinenstürmer von heute aber kämpft gegen eine bewährte Technologie, die immer besser (und auch umweltfreundlicher) geworden ist und hunderttausende Arbeitsplätze sichert.
Warum tut er das? Weil es offenbar im deutschen Wesen liegt, das Gute bis zum Absurden zu führen.
Jetzt retten die Deutschen also das Klima. Wie sie das machen sollen, obwohl sie nur für 2% der weltweiten CO2-Emission verantwortlich sind, weiß niemand. Aber was macht man als Ideologe, wenn man diese 2% nicht widerlegen kann? Der Journalist Toralf Staud zeigt es uns: man eiert herum und bringt alles auf die Wagschale, was auf keine Wagschale gehört: moralische Verpflichtungen, eine verschwurbelte Logik, sogar das Völkerrecht, und wenn das alles nicht überzeugt, biegt man sich die (ohnehin immer biegsame!) Statistik zurecht:
Auch wenn also der deutsche Treibhausgas-Ausstoß nur zwei Prozent der Weltemissionen ausmacht, so ist dies doch – im Ranking der Verursacherstaaten – bereits der siebtgrößte Einzelanteil überhaupt. Und jemand aus der Top Ten der Verursacher soll keine Pflicht zum Mittun haben?
Aber, lieber Herr Staudt, das alles ändert nichts an dem einzigen harten Faktum in dieser Sache, und das sind die 2%. Keine Hysterie, keine moralische Keule, die in den Medien geschwungen wird, kann an dieser Zahl etwas ändern. Dabei liegt gerade in ihr eine große Chance: eben weil wir eigentlich nichts tun können, um den globalen Ausstoß von Treibhausgasen wesentlich zu reduzieren, haben wir die Möglichkeit, vernünftig und in Ruhe darüber nachzudenken, was zu tun ist. Vernünftig und in Ruhe – und nicht mit hysterischer Schnappatmung. Man braucht dazu nämlich keine Erweckungsbewegung und keinen Kinderkreuzzug, man braucht dazu nur seinen Verstand.
Dessen Gebrauch sei besonders empfohlen, wenn es um das Auto geht. Auch da hat die Dämonisierung schon begonnen, bis hin zu der beliebten „Gewalt gegen Sachen“ in Gestalt von Beschädigungen und Brandstiftungen, natürlich aus den edelsten Beweggründen.
Es wird bald alles erlaubt sein, um das Klima zu retten, schon jetzt wird jeder im Netz niedergebrüllt, der das Für und Wider der Klimapolitik vernünftig diskutieren will oder gar – bewahre! – an der kleinen Greta zweifelt.
Das ist eine der schlimmsten Entwicklungen in unserem Land: je gravierender eine Entscheidung ist, umso weniger wird in der Gesellschaft vorher darüber diskutiert. Die katastrophale Entscheidung für die Windkraft ist praktisch unter Ausschluß der Öffentlichkeit gefallen. Zur Rettung der bad banks sind Milliarden geflossen, ohne daß je eine öffentliche Diskussion darüber stattgefunden hätte. Daß gleichgeschlechtliche Beziehungen – entgegen dem Wortlaut und dem Geist des Grundgesetzes – auf einmal als „Ehe“ gelten, wird einfach durchgewinkt, es ist nicht einmal das Bundesverfassungsgericht angerufen worden, um die Rechtmäßigkeit dieses Gesetzes zu klären. Mit einem Wort: während um die kleinsten Dinge eifrig gestritten wird, werden die großen Fragen des Landes wie einst von der Obrigkeit entschieden. Daß die demokratischen Wege dabei formal eingehalten werden, ist selbstverständlich, aber das ersetzt nicht die lebendige Diskussion vor der Entscheidung.
Ein Ende der falschen Weichenstellungen ist nicht in Sicht, denn jetzt hat – wider alle Vernunft – die ökologische Heiligsprechung des Elektroautos begonnen. Und das obwohl ein solches Auto „erst nach 219.000 Kilometern besser für das Klima“ ist (das schreiben nicht „Klimaleugner“ oder rechte Gruppen, sondern die unverdächtige FAZ). Und wieder wird künftigen Generationen, denen nämlich, die um 2030 oder später leben, von den Grünen und den dümmeren Teilen von SPD und CDU schon heute vorgeschrieben, daß sie sich gefälligst der ökologisch mehr als fragwürdigen (und natürlich wieder einmal alternativlosen) Elektromobilität zu bedienen haben.
Für Argumente ist da kein Platz mehr. Als Beispiel möge eine im Internet entdeckte Diskussion dienen, die von den Anbetern der Elektromobilität und totalitären Autogegnern beherrscht wurde. Eigentlich, das war der Tenor, brauche man überhaupt kein Auto, es genüge der öffentliche Nahverkehr, dazu ein bißchen Carsharing.
„Die eigene Mobilität ist eine Organisationsaufgabe“, es gehe auch ohne Auto, meinte ein User. Den möchte ich einmal sehen, wenn er älter wird und chronisch krank und auf Carsharing oder Taxis angewiesen ist. Ich habe dieses Jahr wegen einer akuten Augenkrankheit und zwei Operationen geschätzte vierzig Mal zwischen Wohnung, Augenarzt und Uniklinik hin und herpendeln müssen, und ich mag mir nicht ausmalen, welche „Organisationsaufgabe“ ich da ohne Auto hätte auf mich nehmen müssen.
Ich danke jedenfalls dem Himmel, daß es noch kleine, bezahlbare Autos gibt, die mit Benzin fahren und überall schnell betankt werden können.
PS: Ich rede von „Klimahysterie“, weil es sie gibt. Ich werde auch weiter davon reden. Und ich werde auch in Zukunft nach Kräften gegen die politische Korrektheit kämpfen. Daß die AfD beide Themen nach populistischer Manier für sich usurpiert hat, tut nichts dazu. Diese Partei stellt für mich (man kann das in meinen früheren Beiträgen nachlesen) die größte Gefahr für die Demokratie in meinem Land dar, und ich denke gar nicht daran, auf Themen nur deshalb zu verzichten, weil linke oder rechte Ideologen das gerne sähen. Das nur zur Klarstellung, weil in bestimmten politischen Milieus allein schon der Gebrauch von bestimmten Wörtern wüste Beschimpfungen zur Folge hat. Ich habe es mir jedenfalls vor langer Zeit angewöhnt, mich meines eigenen Verstandes zu bedienen, und kann diese Entscheidung nur zur Nachahmung empfehlen.