Es ist eine traurige Zeit

Machen wir uns doch einmal den Spaß und drehen die Zeit zurück – in die 50er Jahre. In Deutschland regiert Adenauer, in Frankreich de Gaulle, in den USA Eisenhower. Kann sich irgendjemand vorstellen, daß diese Politiker sich von einem Bürschchen an der Börse, von Aktienspekulanten und selbsternannten Ratingagenturen ihre Politik hätten vorschreiben lassen? Einen Fußtritt hätten sie bekommen!

Und heute? Unsere Politiker sind nur noch Getriebene, Gefangene, sie haben keinen Mumm, kein Selbstbewußtsein, sie starren auf den Dax und den Dow Jones, und der Schweiß steht ihnen dabei auf der Stirn.

Liebe Politiker:
Von wem habt Ihr Euer Mandat bekommen: von Standard and Poor’s, Fitch, Moody’s  – oder von uns? Haben Euch Dax und Dow Jones ins Amt gewählt – oder wir? Wem seid Ihr verantwortlich: der Börse – oder uns?

Das feige Verhalten der europäischen Politk gegenüber einer immer dreisteren Finanzwelt, die drauf und dran ist, ihre Allmachtsphantasien zu verwirklichen, ist tatsächlich kaum noch zu ertragen. Statt endlich den Finanzjongleuren und Spekulanten das Handwerk zu legen, stürzen sie sich auf die schwächsten Länder, auf Griechenland, Portugal, Irland – und schieben ihnen die Schuld an allem zu. Die Banker, Hedge-Fonds und Private-Equity-Gesellschaften – überhaupt alle, die schon für die letzte Finanzkrise verantwortlich waren, sie sind bis heute unangetastet geblieben. Statt dessen prügelt man auf die Griechen ein und nimmt ihnen buchstäblich die Luft zum Atmen. Das wird nicht gutgehen.

Wenn man sieht, welches Kaliber viele deutsche Politiker der Nachkriegszeit hatten – ich erinnere nur an Carlo Schmid, Theodor Heuß, Gustav Heinemann und Ludwig Erhard – und wenn man dann sieht, wie klein und unbedeutend dagegen unsere heutigen Politiker sind, dann schämt man sich schon ein bißchen. Damals hatten Parteien noch keinen Markenkern, sie waren auch nicht irgendwo aufgestellt, und sie wollten nicht liefern. Sie wollten wirklich nur eine gute Politik für ihr Land machen, und die meisten von ihnen waren mit Herzblut dabei. Wenn man sich die alten Debatten im Bundestag noch einmal anschaut (oder nachliest), spürt man erst den Verlust.

Aber es ist ja nicht nur ein deutsches Problem – ich sage nur: Sarkozy, Berlusconi, Klaus, Orbán usw. usf.

Man mag gar keine Nachrichten mehr hören – jedenfalls mir geht es so. Zum Glück gibt es den Aufstand der arabischen Jugend gegen die alten Despoten, das ist im Moment wirklich der einzige Lichtblick.

Dieser Beitrag wurde unter Politik, Sonstiges veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert