Zwischen Skylla und Charybdis?

Stewart Brand, ein „amerikanischer Umweltaktivist der ersten Stunde“, sagt in einem Interview, das die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Feuilleton ihrer heutigen Ausgabe veröffentlicht, über das Unglück von Fukushima:

Die erste Reaktion ist natürlich: Meine Güte, ist das alles gefährlich! Dann aber gibt es genauere Informationen, und es erweist sich, daß der Strahlungslevel normal ist und die gemessenen Werte nicht besorgniserregend sind.

Da stockt einem schon der Atem, wenn man das liest – noch dazu von einem (früheren) Umweltaktivisten. Es klingt fast ein bißchen so, wie damals die russischen Behörden über Tschernobyl berichtet haben: alle Werte im normalen Bereich, für die Bevölkerung besteht keine Gefahr.

Brand, der auch die Deutschen wegen ihrer Kernkraftskepsis heftig attackiert („Ihr Deutschen steht allein da“), läßt sich von der Atomkraftlobby zu dem Argument verleiten, wir müßten die Atomkraftwerke wegen der drohenden Klimakatastrophe unbedingt erhalten. Aber so einfach ist es nicht. Natürlich muß man immer Risiken gegeneinander abwägen, und das Leben ist immer lebensgefährlich – das sind Platitüden. Aber daß die Kernkraft nicht beherrschbar ist, daß sich nach Tschernobyl, Harrisburg und Fukushima auch in der Zukunft ähnliche dramatische Unfälle ereignen werden, kann nur leugnen, wer nicht mehr auf seinen gesunden Menschenverstand hört.

Die argumentativen Verlockungen kommen jetzt von beiden Seiten. Ihr müßt treu zu mir stehen, flötet die Kernkraftlobby – nur so könnt Ihr die Klimakatastrophe vermeiden! Nein, hunderttausend Windkraftanlagen sollt Ihr bauen, raunt die Windkraftlobby, dann grünt und blüht das Land nachhaltig!

Wir sollten diesen Einflüsterungen, ob sie nun von Lobbyisten oder Umweltaktivisten der ersten Stunde kommen, nicht trauen. Was jetzt angesagt ist: forschen, forschen, forschen! Wir können gar nicht genug Geld in diese Forschung stecken. Brand selbst meint, daß Fusionskraftwerke, die keinen radioaktiven Abfall hervorbringen, möglich sein könnten, wenn auch allerfrühestens in zehn Jahren. Auch saubere Kohlekraftwerke hält er für möglich. Über viele andere Möglichkeiten der Energiegewinnung wird überall auf der Welt nachgedacht.

Jetzt kommt es darauf an, sich nicht von den Interessenvertretern um den Finger wickeln zu lassen. Die Atomkraftlobby will einfach nur weiter ihren Atomstrom verkaufen, sie hat kein Interesse an besseren Lösungen. Die Windkraftlobby (in die sich leider unsere Grünen eingereiht haben) will einfach nur immer mehr Geld mit immer mehr Windrädern verdienen. Beiden steht der Sinn nicht danach, neue Lösungen für die Energiegewinnung zu finden.

Wer sich das Entweder-Oder aufdrängen läßt, hat schon verloren.

Dieser Beitrag wurde unter Die grüne Bewegung, Natur, Windkraftanlagen veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert