Ich lese gerade ein interessantes Büchlein über die römischen Götter (R.M. Ogilvie, The Romans and their Gods, London 1969). Dabei bin ich auf eine Stelle bei Sallust gestoßen, die ich noch nicht kannte.
Sie findet sich in seiner Schrift über die Verschwörung des Catilina (De Catilinae coniuratione, 51,20) und lautet im lateinischen Original so:
De poena possum equidem dicere id quod res habet, in luctu atque miseriis mortem aerumnarum requiem, non cruciatum esse; eam cuncta mortalium mala dissolvere; ultra neque curae neque gaudio locum esse.
In der deutschen Übersetzung (nach Sämtliche Schriften, Phaidon-Verlag 1990):
Zum Thema Strafe kann ich nur sagen, wie es in Wirklichkeit ist, daß nämlich bei Trauer und Elend der Tod ein Ausruhen von den Mühseligkeiten, keine Marter ist, er setzt allen Leiden der Menschen ein Ende. Danach existiert weder Sorge noch Freude.
Es geht darum, ob man Catilina und seine Mitverschwörer mit dem Tod bestrafen sollte, und Caesar, so zitiert ihn jedenfalls Sallust, scheint davon wenig zu halten. Der Tod sei ja das Ende der Schmerzen, und nach ihm gebe es weder Sorgen noch Freuden.
Neque curae neque gaudio locum esse!
Man wundert sich, wie wenig interessiert die Römer an den „letzten Dingen“ waren. Was kommt nach dem Tod? Die Frage stellen sie gar nicht. Als philosophisches und theologisches Problem haben erst die Christen das Leben nach dem Tode nach Rom gebracht.