Bremen war schon immer ein fortschrittliches Land. Auch Hamburg ist neuerdings fortschrittlich – deshalb hat es jetzt den Schulen die Möglichkeit gegeben, den Kindern die Schreibschrift erst gar nicht beizubringen. Und es gibt Grundschulen, die es den Kleinen freistellen, wie sie die Wörter schreiben. Das glauben Sie nicht?
Dann lesen Sie doch einmal die F.A.Z. vom Donnerstag. Da berichtet Heike Schmoll von norddeutschen Grundschulen Dinge, die einem fast das Herz stillstehen lassen.
So ist es offenbar an vielen Schulen erlaubt, daß die Kinder phonetisch schreiben: das klingt irgendwie gut, bedeutet aber, daß die Rechtschreibung – „womöglich bis zur vierten Klasse“ – außer Kraft gesetzt wird. Mit anderen Worten: die Schüler dürfen die Wörter schreiben, wie es ihnen paßt. Schraibe, vi du schbrichst – so könnte das Motto lauten. Wenn sie Glück haben, versucht man, ihnen am Ende der Grundschulzeit noch ein bißchen Rechtschreibung beizubringen, natürlich ohne großen Erfolg. Die Kinder haben sich jahrelang falsche Schreibungen im Heft und an der Tafel eingeprägt, wie sollen sie da verstehen, daß das alles falsch war?
Wie sich da ihre Bildungskarrieren an weiterführenden Schulen entwickeln werden, kann man sich vorstellen.
In Bremen hat man Viertklässlern die Frage gestellt, warum man sich für Zeitungen interessieren sollte. Hier eine typische Antwort:
Wall mann über die Zeitung erfahren kann. Und ich wörte gerne Reporterin werden. Es ist nämlich spannt in der Zeitung zu lesen. Wall das sind spannte Sachen drin sind.
Ein anderer Schüler antwortet kurz und bündig:
Wall es schbaß macht.
Das sind, wie Heike Schmoll schreibt, keineswegs besonders mißratene, sondern ganz normale Antworten. In zwei vierten Klassen in Bremen „gibt es nicht einen einzigen Schüler, der fehlerlos schreibt“. Das schulische und berufliche Scheitern einer ganzen Grundschulgeneration ist hier vorprogrammiert.
In Thüringen und Bayern sieht es anders aus – schon in der dritten Klasse schreiben die Schüler dort (natürlich in Schreibschrift, wie sich das gehört) fast fehlerfreie Texte.
Was ist das für eine Politik, was ist das für eine Schulbürokratie (denn sie sind an der Misere schuld, nicht etwa die Lehrer!), daß sie nicht einmal schaffen, was die alte „Volksschule“ problemlos hinbekommen hat: allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft und Intelligenz die grundlegenden Kulturtechniken beizubringen!
Und dann haben sie noch die Frechheit, ihr eigenes Versagen auf eine angebliche „Legasthenie“ der Schüler zu schieben. Nein, diese Pseudo-Legasthenie ist nicht angeboren, sie ist hausgemacht.
Sie ist das Ergebnis einer ideologisch gefärbten Schulpolitik, die immer neue Experimente macht, statt den Schulen das zu geben, was sie am dringendsten brauchen: Ruhe.