Die neue Koalition in Italien mag auf den ersten Blick bizarr erscheinen: da tun sich doch tatsächlich Links- und Rechtspopulisten zusammen, um das Land zu regieren. Aber die Parteien am rechten und linken Rand sind sich (überall!) viel ähnlicher, als man denkt. Es ist die Simplizität ihrer Denkstrukturen, die sie vereint, es ist ihr unbändiger Haß auf die „Mühen der Ebene“, auf das geduldige (und oft langwierige und ärgerliche!) Aushandeln von Kompromissen. Ihr einziges Werkzeug ist das Schwert, mit dem sie alle Gordischen Knoten der Welt durchschlagen wollen.
Jetzt werden also in Italien alle Roma (die man früher zusammen mit anderen unter dem Oberbegriff Zigeuner subsumiert hat) gezählt und registriert – natürlich, um sie dann zu entfernen. Roma mit italienischem Paß, fügt der italienische Innenminister von der Lega bedauernd hinzu, müsse man „unglücklicherweise behalten“.
Da werden historische Erinnerungen wach. Wieviele Menschenleben, das habe ich mich schon oft gefragt, hätte es zusätzlich gekostet, wenn die faschistischen Staaten in den Jahren des „Vogelschisses“ (Gauland) über eine moderne Datenverarbeitung verfügt hätten? Nicht auszudenken.
Und wie könnte es jetzt im postmodernen Italien weitergehen? Wen „zählen“ wir als nächstes? Die Juden bestimmt nicht, die fallen zahlenmäßig nicht mehr ins Gewicht. Vielleicht die Homosexuellen? Die Muslime? Oder die Wohnsitzlosen? Ach, irgendjemanden wird man schon finden, dem man alles Böse in der Welt in die Schuhe schieben kann.
Links- und Rechtspopulisten in traulicher Umarmung: ihr werdet, liebe Italiener, bald sehen, was dabei herauskommt.