Mit dem neuen US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat uns das Kleinkind im Weißen Haus ein feines Bürschchen ins Land geschickt: alles, was er sich hier an dreister Einmischung in die europäischen Angelegenheiten geleistet hat (und das in wenigen Tagen!), sollte eigentlich genügen, ihn mit einem diplomatischen Fußtritt wieder zurück zu seinem Herrn und Meister zu befördern.
Aber natürlich machen wir das hier im „alten Europa“ nicht, denn anders als in Trumps hemdsärmeligem, in vielerlei Hinsicht (auch moralisch) heruntergekommenem Amerika gehen wir hier – alles in allem – immer noch eher höflich miteinander um. Auch weil wir wissen: die Trumps und Grenells kommen und gehen, aber das gute, das liberale und freisinnige Amerika bleibt, und auch die „Declaration of Independence“, dieses einmalige, unvergleichliche Dokument der Freiheit und der Demokratie, wird bleiben, und auch in der Zukunft wird man auf diese Worte bauen:
We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.
Aber zurück zu Richard Grenell. Die durch und durch patriotische AfD (die neuerdings vor lauter triefendem Patriotismus sogar sämtliche Strophen des Deutschlandlieds singt!), so dachte ich, hat sich doch die freche Einmischung eines fremden Landes in unsere eigenen Angelegenheiten sicher verbeten. Also bin ich voller Neugier auf die Internetseite der Partei gegangen – und habe als Ergebnis der Suche nach „Richard Grenell“ folgendes Ergebnis bekommen:
Leider konnten wir nicht finden wonach Sie suchen!
Merkwürdig. Aber vielleicht findet sich eine Distanzierung von der deutsch- und europafeindlichen Politik Trumps in anderen Artikeln? Also habe ich einfach einmal „Donald Trump“ als Suchwort eingegeben.
Das war das Ergebnis:
Trump vorverurteilt zu haben, hat Gestaltungsspielräume vergeben
Trump kämpft gegen Brüsseler Überregulierung
Deutsche Trump-Berichterstattung auf Yellow-Press-Niveau
Trump findet in Warschau viele richtige Worte
Alexander Gauland: Trump ist ehrlich
Glückwunschtelegramm der AfD an Donald Trump
Trumps Sieg ist gutes Signal
Volker Münz zum Gebetsfrühstück mit US-Präsident eingeladen
Besonders das „Gebetsfrühstück“ bei Trump hat mich interessiert. Das sagt der AfD-Abgeordnete Münz selbst dazu:
Ich sehe die Einladung zum Gebetsfrühstück mit dem US-Präsidenten als große Ehre an. Ich freue mich, Herrn Trump aus nächster Nähe kennenlernen und mir ein direktes Bild von ihm machen zu können. Auch im Bundestag haben wir in jeder Sitzungswoche eine Andacht und ein Gebetsfrühstück mit Abgeordneten aus allen Fraktionen. Dabei beten wir um göttlichen Beistand, denn wir tragen als Politiker nicht nur vor den Menschen Verantwortung für unser Handeln, sondern wie jeder Mensch nicht zuletzt vor Gott.
Na ja, mit dem „göttlichen Beistand“ scheint es in einer Partei, die als einzige in Deutschland aus niedrigen Beweggründen zum Kirchenaustritt aufruft, nicht weit her zu sein.
Da sind wohl eher Heuchler und Pharisäer am Werk.
PS: Eine kleine Pointe zu diesem Thema ist, daß ausgerechnet die AfD heute in der Befragung der Kanzlerin im Deutschen Bundestag Merkel mehrmals beschuldigt hat, „USA-hörig“ zu sein.