Die liberalen, geistig weltoffenen Türken – es gibt sie wirklich, etwa die Hälfte der türkischen Bevölkerung hat gegen Erdogans Referendum gestimmt! – diese liberalen Türken kann man nur bedauern.
Der Journalist Bülent Mumay fördert in seiner F.A.Z.-Kolumne immer wieder Szenen aus dem Alltagsleben unter Erdogan zutage, über die man oft laut lachen möchte – aber das Lachen bleibt einem dann doch im Halse stecken.
In der letzten Folge seiner „Briefe aus Istanbul“ (hier nachzulesen) berichtet er von immer neuen Fatwas, also verbindlichen Rechtsauskünften, die irgendein Hodscha, also ein islamischer „Rechtsgelehrter“, veröffentlicht hat.
Ein paar Beispiele – sie stammen unter anderem von dem „Theologen“ Nurettin Yildiz, der übrigens vor einiger Zeit seinen Landsleuten ausdrücklich erlaubt hat, sechsjährige Mädchen zu heiraten:
Einer sagt, es sei religiös unstatthaft, dass Frauen und Männer denselben Aufzug benutzen. Ein anderer spricht sich gegen Organtransplantation aus: „Sagen wir, die Hand des Vaters wurde dem Sohn transplantiert. Wessen Hand benutzt dann der Sohn, wenn er seine Frau streichelt? Das frage ich Sie!“
Es gibt Hodschas, die uns vorschreiben, wie wir zu schlafen haben, und die selbst unsere Bettdecken erotisch finden: „Schließt unverzüglich die Augen, wenn ihr im Bett liegt, und schlaft sofort ein. Die Struktur von Bett- und Wolldecken soll den Sexualtrieb nicht aufreizen. Auch Gewürze und Ketchup können Wollust wecken. Meidet sie.“
Prügel tun der Frau gut, meint Yildiz:
„Frauen sollten dankbar sein, wenn sie von ihren Männern verprügelt werden“, sagte er und fuhr fort: „Allah hat Männern erlaubt, Frauen zu schlagen, um Dampf abzulassen. Wenn du dem Mann nicht erlaubst zu schlagen, sucht er auf andere Weise Erleichterung.“
Man sieht: in der Türkei geht es mit Volldampf zurück ins 7. Jahrhundert.