Kristin Rose-Möhring will kein Vaterland mehr!

„Timeo Danaos et dona ferentes!“- das rief Laokoon seinen Landsleuten zu, als sie in Troja ein hölzernes Pferd vorfanden, ein Danaergeschenk: „Ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen!“

Die Warnung hat sich damals als begründet erwiesen. Heute möchte ich den Satz abwandeln:

Timeo feminas si nomen eis est duplex.

Ich bin mir nicht sicher, ob der Vers der antiken Metrik genau entspricht, und nein! – er ist auch nicht ganz ernst gemeint.

Aber es fällt schon auf, daß der absurde Versuch, den Text unserer Nationalhymne geschlechterneutral zu machen, wieder einmal von einer Frau mit Doppelnamen kommt. Es ist diesmal nicht Annegret Kramp-Karrenbauer, auch nicht Katrin Göring-Eckardt oder Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, es ist Kristin Rose-Möhring. Sie ist  die Gleichstellungsbeauftragten des Bundesfamilienministeriums.

Und sie hat offenbar nicht die geringste Hemmung, den altehrwürdigen Text von Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) dem pseudofeministischen Zeitgeist zu opfern. Wie kommt sie dazu?

Auch ein Text hat nämlich das Recht, unversehrt und von den Eingriffen dummer Moden verschont zu bleiben. Wo kämen wir hin, wenn jeder Depp an unseren alten Schriften herumpfuschen dürfte?

Es gibt doch kaum ein schöneres Wort als „brüderlich“ – man denke nur an die Liedzeilen von Hannes Wader, die auf einem Gedicht von Nâzım Hikmet basieren:

Leben einzeln und frei
Wie ein Baum und dabei
Brüderlich wie ein Wald.

„Brüderlich wie ein Wald“ – wie verbiestert muß man sein, wenn man so schöne Zeilen verhunzen möchte, damit sie sich dem unhistorischen, ideologischen Zeitgeist anpassen?!

Die Sprache, das kann man nicht oft genug sagen, ist keine Verfügungsmasse für Ideologinnen und Ideologen. Sie ist historisch über Jahrhunderte und Jahrtausende gewachsen,und natürlich führt sie alles mit sich, was sich an Schönem, aber auch an geistigem Unrat im Laufe der Zeit angesammelt hat. Aber das macht doch gerade ihren Charme aus: daß sie eben nicht stromlinienförmig, gereinigt und politisch korrekt ist! Sie ist ein Sammelbecken alter und neuer Meinungen, sie bewahrt in sich alte Vorurteile genauso auf wie die Herrlichkeiten unserer brave new world, und wie ein Fluß führt sie Geröll, Bäume und Müll aus der Vergangenheit mit sich.

Man kann in der Sprache lesen wie in einem Buch.

Und die Gleichstellungsbeauftragte will jetzt also am Text unserer Hymne herumpfuschen. Das „Vaterland“ soll es darin nicht mehr geben, daraus soll ein „Heimatland“ werden. (Gegen die „Muttersprache“ hätte sie wohl nichts einzuwenden.) Und aus „brüderlich“ soll „couragiert“ werden. Warum? Um dummfeministisch alles Männliche aus dem Text auszumerzen?

Kann man etwas Absurderes vorschlagen?

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