Denn nichts anderes seid ihr: ideologisch verkalkte Provinzler, „Hauptstädter“ ohne Kultur, ohne Sinn und Verstand – aber moralinsauer und mit jener dummen Arroganz ausgestattet, wie sie Ideologen jeder Couleur besitzen. Und feige dazu.
Eugen Gomringer, der im oberfränkischen Rehau gerade seinen 93. Geburtstag gefeiert hat, war einer der Gründer der „Konkreten Poesie“, die heute fast vergessen ist. Sein Gedicht, das nun einer Säuberung zum Opfer fällt, lautet so (zitiert nach der Welt):
Alleen
Alleen und BlumenBlumen
Blumen und FrauenAlleen
Alleen und FrauenAlleen und Blumen und Frauen und ein Bewunderer.
Dieses harmlos-schöne Gedicht wird nun von der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule (man kann sie hier betrachten) getilgt. Der wahre (und geradezu unglaubliche!) Grund dafür wird vom Asta offen ausgesprochen. Das Gedicht reproduziere „eine klassische patriarchale Kunsttradition, in der Frauen ausschließlich die schönen Musen sind“. Und weiter:
Dieses Gedicht dabei anzuschauen, wirkt wie eine Farce und eine Erinnerung daran, dass objektivierende und potentiell übergriffige und sexualisierende Blicke überall sein können.
Was um Himmels willen muß in Köpfinnen und Köpfen vor sich gehen, die so einen Quark produzieren – und ihn dann auch noch voller Stolz in einem „Offenen Brief“ in die Welt senden? Was für ein armseliges Leben müssen sie führen, wenn ihnen zu diesem schönen, unschuldigen Gedicht nichts anderes einfällt als hohles, ideologisches Gewäsch?
Man könnte lachen über so viel Dummheit, man könnte diese Ideologen, die offenbar nie ein richtiges Leben gehabt haben, auch von Herzen bemitleiden, aber hier entsteht, übrigens von den Universitätsleitungen (68er auf dem Gang durch die Institutionen?) oft geduldet oder gar unterstützt, zunehmend ein totalitäres Milieu, in dem kleine Gruppen der Mehrheit ihren Willen aufzwingen. Der renommierte Historiker Herfried Münkler wird an der Humboldt-Universität seit langem von einem weitgehend anonymen Grüppchen von „Studenten“ verfolgt, angegriffen und denunziert – und auch da immer mit den Parolen aus der linken Mottenkiste: Rassismus, Sexismus und Militarismus. Und die Leitung der Universität? Sie war – sagen wir es einmal zurückhaltend – nicht gerade mit Eifer dabei, einen ihrer besten Professoren vor seinen geistig armen Verfolgern zu beschützen.
Jetzt wird das übergriffige Gedicht also übermalt (verbrennen kann man es ja nicht, weil es anders als ein Buch nicht brennbar ist). Ein neues Gedicht muß her, diesmal von der neuen Poetikpreisträgerin Barbara Köhler, und man kann getrost davon ausgehen, daß es eines sein wird, das den „studentischen Senatoren“ (so heißen die Studenten im Senat der Hochschule wirklich!) genehm ist und Frauen nicht (pfui Teufel!) zu schönen Musen herabwürdigt. Und auch rassistisch, sexistisch, eurozentrisch oder patriarchalisch wird es garantiert nicht sein.
Die Pointe kommt aber noch. Der verschwurbelte Artikel zur Übermalung des Gomringerschen Gedichts, den die Hochschule gestern veröffentlicht hat (hier nachzulesen), geht auf die große Debatte im Land überhaupt nicht ein und schildert die ganze Sache wie ein ganz normales Bauvorhaben. Überschrieben ist der Artikel, in großen und fetten Buchstaben, so: