Es ist – jedenfalls in unseren westlichen Gesellschaften – selbstverständlich, daß man hilfsbedürftigen Menschen hilft, ohne erst nach ihrer Herkunft oder Religion zu fragen. Das ist, auch wenn die Berufsatheisten das nicht gerne hören, Teil unseres christlichen Erbes.
Selbstverständlich gilt das auch für die muslimischen Flüchtlinge, die seit Wochen in großer Zahl aus Burma nach Bangladesch fliehen. Alle christlichen Hilfsorganisationen haben inzwischen für sie Spendenkonten eingerichtet. Ob auch Saudi-Arabien und die schwerreichen Golfstaaten von ihrem Überfluß ein wenig abgeben, weiß ich nicht. Ihr Obolus für die eigenen Glaubensbrüder während der Flüchtlingswanderung 2015 war jedenfalls nicht überwältigend.
Diese Hilfe, die dem einzelnen Menschen zukommt, muß man freilich von der politischen und religiösen Instrumentalisierung des Konflikts trennen. Die Rohingya-Aktivisten haben sich nämlich im Lauf der Jahre eine gefälschte Geschichtsschreibung zurechtgelegt: daß sie angeblich schon seit über tausend Jahren im Gebiet des heutigen Burma lebten und damit ein Anrecht auf eine nur für sie reservierte Region dort hätten. Wer einen knappen Bericht über diese Fälschungen lesen will, findet ihn in der Wikipedia.
Instrumentalisiert wird dieser Konflikt von Anfang an durch Erdogan. Ausgerechnet er, der den türkischen Genozid an den Armeniern noch immer beleidigt zurückweist, wirft Burma einen Völkermord vor. Seine Frau, die bei den Rohingya war und verschiedene Staatsoberhäupter um Hilfe für sie gebeten hat, sollte dafür gar – wie ein Hofjournalist des Sultans forderte – den Friedensnobelpreis bekommen (hier nachzulesen). Und der fromme Herrscher über alle Tschetschenen, Ramsan Kadyrow, äußerte den Wunsch, man möge über Burma eine Atombombe abwerfen.
Das alles ist leicht zu durchschauen, und deshalb wundert man sich schon ein bißchen, wie auf einmal die ganze Welt in heller Aufregung ist und die UNO die Rohingya sogar als „die am stärksten verfolgte Minderheit der Welt“ bezeichnet. Solche Schreckensrufe der Vereinten Nationen wünschte man sich, wenn Christen, wie es immer öfter geschieht, in den muslimischen Ländern diskriminiert, ihrer Religionsfreiheit beraubt, vertrieben, eingekerkert oder getötet werden.
Da bleibt die Weltöffentlichkeit erstaunlich ruhig. Und gerade von Linken und Grünen, die sonst schon die „Diskriminierung“ jeder sexuellen Spielart lautstark beklagen, kommt als Reaktion auf die modernen Christenverfolgungen fast nur dröhnendes Schweigen.
Wenn es freilich darum geht, in Deutschland einen islamischen Feiertag einzuführen, sind die Grünen gleich Feuer und Flamme. Ich erinnere auch daran, daß sie im Juli 2010 im Bundestag folgenden Antrag eingebracht haben:
Ein besonderer Schutz für christliche Minderheiten würde Mitglieder oder Anhänger anderer religiöser Minderheiten diskriminieren.
Und zu der Beobachtung, daß es doch schon seit längerem vor allem Christen seien, die überall auf der Welt verfolgt werden, heißt es in dem Antrag:
Ob dies auf empirisch nachweisbaren Tatsachen beruht, ist jedoch unklar und kann auch dahingestellt bleiben.
Allein Cem Özdemir, der mir sowieso immer sympathischer wird, hat im Februar von den Islamverbänden verlangt, die Lage von Jesiden, Armeniern und verfolgten Christen zu thematisieren. Aber da wird außer den üblichen Sprechblasen und den vorbereiteten Textbausteinen nichts kommen.