Wie weit es mit der Sucht nach Unterhaltung und immerwährender Belustigung auch in der Politik schon gekommen ist, zeigen einige Kritiken zum gestrigen Wahlduell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz. Öde und langweilig sei es gewesen. „Wenn zwei sich nicht streiten“ oder „Duell zum Chillen“, schreibt (immerhin noch mit etwas Wortwitz) die F.A.Z.
Ein ruhiges, sachliches Gespräch zwischen zwei Politikern, die respektvoll und höflich miteinander umgehen, ohne Geschrei und ohne Pöbeln: das erträgt man offenbar nicht mehr. Der hämmernde Geräuschpegel des Internets, das ständige Hauen und Brüllen, ist offenbar zum Standard der Auseinandersetzung geworden.
Ich finde, wir haben ein Gespräch gesehen, das gar nicht so schlecht war. Dabei hatte Schulz natürlich von vornherein keihne guten Karten. Seine Partei arbeitet seit Jahren mit der Partei der Kanzlerin in einer Koalition zusammen und hat alle gemeinsamen Beschlüsse mitgetragen. Angesichts dieser Konstellation hat er sich zwar nicht mit Bravour, aber insgesamt doch ganz passabel geschlagen.
Reichen wird es wohl nicht, aber ihn (wie es der SPIEGEL tut) süffisant als „der brave Herr Schulz“ oder (wie die WELT) als „Konfirmand“ zu titulieren, ist vollkommen überflüssig.
Schreihälse, Hetzer und Dummköpfe haben wir an den Rändern des politischen Spektrums und erst recht im Internet wahrhaftig genug.