Die Süddeutsche Zeitung, die SPD und die „Engstirnigkeit“ der CDU

Ein einziger Aufschrei geht durch das Land: die CDU ist konservativ und engstirnig geworden!

Ach, schön wär’s ja.

Nur eine wirklich konservative Partei in der Mitte der Gesellschaft könnte die Demagogen à la Storch und Petry zurückdrängen, denn sie profitieren hauptsächlich davon, daß Merkel die CDU zu einer Partei ohne Tradition und ohne Gesicht gemacht hat. Aber was wirft man der CDU jetzt eigentlich vor?

Daß sie die doppelte Staatsbürgerschaft wieder aufheben möchte. Sie wird das politisch gegen die dumpflinken Blockierer bei SPD und Grünen nicht durchsetzen können, aber es wäre eine richtige, wegweisende Entscheidung. Die Süddeutsche ist da anderer Ansicht (hier nachzulesen):

Die deutsche Staatsbürgerschaft scheint für die Mehrheit der Delegierten auf dem CDU-Parteitag in Essen eine Art Heiligtum zu sein.

Ein Heiligtum sicher nicht, aber in allen Einwanderungsländern (z.B. den USA) ist die Überreichung der neuen Dokumente eine große und feierliche Angelegenheit. Nur in Deutschland, besonders im linken Milieu, zu dem offenbar auch die Süddeutsche gehört, gilt das wohl als zu patriotisch oder zu national. Indem man nur ironisch damit umgeht („Heiligtum“), macht man diese große Entscheidung, die jeden ausländischen Mitbürger zum Nachdenken darüber nötigt, wo er wirklich hingehören will, zu einer billigen Sache, einem bloßen Verwaltungsakt.

Doch wer Integration will, darf eine Entscheidung für oder gegen Deutschland nicht erzwingen.

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: wer jedem die doppelte Staatsbürgerschaft kostenlos hinterherwirft, darf sich nicht wundern, wenn die Parallelgesellschaften weiter wachsen. Man muß sich erst entscheiden, wenn man 21 Jahre alt ist, und da sollte man eigentlich wissen, wo man als Staatsbürger leben möchte.

Kinder eingewanderter Türken leben oft in zwei Welten, in der türkischen und in der deutschen.

So ist es, aber wenn sie sich nicht entscheiden müssen und die deutsche Staatsbürgerschaft geschenkt bekommen, werden sie ihr Leben lang in zwei Welten leben.

Zwang ist Gängelung. Er würdigt Menschen herab, die in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt haben … Für junge in Deutschland aufgewachsen Menschen, die sich mit 21 Jahren entscheiden müssen, bedeutet der Zwang: Ihr gehört erst so richtig zu Deutschland, wenn ihr eure andere Identität verneint.

Was für ein schlichtes Argument! Wenn man dieser Argumentation folgt, wäre ja jede Entscheidung im Leben eine „Gängelung“, die einen „herabwürdigt“. Aber wichtige Entscheidungen muß man doch im Leben ständig treffen, bei der Berufswahl, bei der Partnerwahl usw. Das ist kein Zwang, das ist eine Selbstverständlichkeit. Ich kann ja auch nicht zwei Frauen gleichzeitig heiraten, ich muß mich für eine entscheiden. Würdigt mich das herab? Ich kann auch nicht zwei Berufsausbildungen gleichzeitig machen, auch da muß ich mich entscheiden. Ist das ein unerträglicher Zwang? Nein, beides zwingt mich nur, gründlich über mich und meine Pläne und Wünsche nachzudenken.

Besonders infam ist der letzte Satz des Kommentars, der übrigens von Thorsten Denkler stammt. In keinem Einwanderungsland der Welt muß man seine Wurzeln und seine Identität verneinen, im Gegenteil: es ist selbstverständlich, daß man diese Wurzeln pflegt, sie sind ein wichtiger Teil der Identität. Die Nachfahren der deutschen Einwanderer in den USA pflegen zum Teil heute noch die Kultur und die Sprache ihrer Vorfahren (dazu brauchen sie keinen deutschen Paß!), aber sie sind waschechte Amerikaner. Wenn man freilich, wie es bei vielen türkischen Einwanderern hier in Deutschland der Fall ist, selbst in der dritten Generation (!) noch unbedingt den Paß der Großeltern behalten möchte, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß die Integration völlig mißlungen ist. Da spielt der Druck, der aus Erdogans Türkei kommt („Assimilation ist ein Verbrechen“), eine Rolle, aber auch der Druck aus dem Elternhaus.

Und die SPD? Sie nimmt Kurs auf Rot-Rot-Grün, deshalb werden ihre Kommentare seit einiger Zeit immer linker und grüner. Da kommen reflexhafte Antworten, wie jetzt von Sigmar Gabriel: ein „Schlag gegen die Integration“ sei der Beschluß des CDU-Parteitags, sagt er, die Kinder von Ausländern würden „symbolhaft benachteiligt“ (was auch immer das bedeuten mag). Auch daß Merkel sich sofort von dem Beschluß ihrer eigenen Partei distanziert hat (genauso wie der hessische Ministerpräsident Bouffier, der an der Spitze einer schwarz-grünen Regierung steht), zeigt nur, daß die so wichtige Integration zum parteitaktischen Spielchen geworden ist. Es sollen Pflöcke für zukünftige Koalitionen eingeschlagen werden, um die Sache geht es nicht.

Da ist nur eines tröstlich: daß Rot-Rot-Grün, dessen Multikulti-Ideologie zu einem Gutteil für die mißlungene Integration verantwortlich ist, nächstes Jahr bestimmt keine Mehrheit bekommen wird.

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