Klara Blums letzter Tatort – der schlechteste seit langer, langer Zeit

Wir haben uns auf die Wiedervereinigung dreier großer Schauspielerinnen aus der Truppe von Rainer Werner Fassbinder in diesem Tatort gefreut. Aber was die Regisseurin Aelrun Goette da abgeliefert hat, war ein einziger Schmarrn: entsetzlich manierierte, ärgerliche, pseudophilosophische Dialoge, eine bewußt starre oder bedeutungsvoll angestrengte Mimik fast aller Schauspieler, dazu eine an den Haaren herbeigezogene Handlung ohne jede nachvollziehbare Psychologie und (fast am schlimmsten!) ein paar zusätzlich hineingepantschte aktuelle Figuren – böser Rechtspopulist, böser Anlageberater, böser Ausbeuter.

Nichts war gut an diesem Tatort. (Vielleicht von Matthias Habich abgesehen, aber auch ihm hat man Sätze in den Mund gelegt, deren ins Absurde gesteigerter Zynismus gut zur „Masche“ dieses Tatorts paßten.)

Besonders groß war unsere Enttäuschung darüber, daß Hanna Schygulla, Irm Herrmann und Margit Carstensen diese furchtbar platten Dialoge tatsächlich gesprochen haben, statt voller Entsetzen den Filmset zu verlassen.

Ihr Film, meint die Regisseurin, sei

weder eine Frage noch eine Antwort, sondern eine Auffassung – eine Haltung.

Das ist genau so verschwurbelt, wie es der ganze Tatort war.

Aelrun Goette, so liest man, ist für ihre Filme vielfach ausgezeichnet worden. Vielleicht auch deshalb, weil ihre Filme nicht für das Publikum, sondern für das Feuilleton gedreht werden? Ich könnte mir jedenfalls denken, daß auch Wofür es sich zu leben lohnt wieder Nominierungen und Auszeichnungen bekommen wird. Man muß dazu offenbar nur eine Scheinwelt aufbauen, die künstlerisch wirken soll, aber doch nur künstlich und gekünstelt ist.

Schade um die Zeit.

PS:  Wenn Sie daran zweifeln, daß dieser Tatort vor allem ein Film fürs Feuilleton war, dann lesen Sie doch einmal die heutigen Fernsehkritiken in der Presse: ein „im besten Sinne merkwürdiger Film“, „Abwechslung bei der Sonntagabendroutine“ (Zeit), „ein würdiges Finale“, „die Spannung bleibt bis in die letzten Minuten erhalten, ein tolles Drehbuch“ (Kölner Stadt-Anzeiger), „eine Kommissarin mit Herz, einer ihrer besten Fälle“, „ein spannender und würdiger Abgang“ (Focus), „fast schon philosophische Dialoge“ (Süddeutsche Zeitung), „ein insgesamt würdiger, zuweilen sogar witziger Abschied“ (Spiegel), „von erlesener Güte“, „ein Highlight“ (T-Online), „Dialoge und Pointen waren auf dem Punkt“, „die Handlung hatte genau den richtigen Mix aus Leichtigkeit und Tiefgang“ (rtv) – und so weiter, und so fort.

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