Mevlüt Cavusoglu, der türkische Außenminister, ist geradezu ein Musterbeispiel für türkische Überheblichkeit. Statt in aller Ruhe über die bilateralen Probleme zu reden, tobt er nach dem Gespräch mit Steinmeier – und stellt dann den deutschen Journalisten das Mikrophon ab. Kritische Fragen sind nicht mehr erlaubt in Erdogans Demokratur.
Steinmeier hat sich immerhin gegen die lächerlichen Vorwürfe Cavusoglus verwahrt: das ist angesichts seiner sonstigen Leisetreterei fast schon unerwartet viel. Aber einem so grobschlächtigen Minister eines in eine AKP-Diktatur abtriftenden Staates hätte man noch ganz anders begegnen müssen.
Ich erinnere daran, daß in den USA gerade die beiden renommiertesten Zeitungen, die New York Times und die Washington Post, angesichts der Machtergreifung durch die rechtsradikale Fraktion der Republikaner in ihrem Land, ihre ganze Hoffnung auf Europa und vor allem auf Deutschland setzen. Die Washington Post bewundert die „respektvolle, aber klare Botschaft“ der Kanzlerin an Trump, falls der „die Normen der freiheitlichen Demokratie verletzt“, und die New York Times bezeichnet Angela Merkel gar als „letzte Verteidigerin des liberalen Westens“.
Da muß man doch vor einem kleinen Gernegroß wie Erdogan keinen Kotau machen – und erst recht nicht vor Hofschranzen wie Cavusoglu oder Yilidirim.