Egal, welche Zeitung man heute aufschlägt, die Kommentatoren runzeln die Stirn und sorgen sich: wenn Putin und Erdogan sich versöhnen oder sich gar gegen Europa und den Westen verbünden, müssen wir es da nicht mit der Angst zu tun bekommen? Beginnt damit der Untergang des Abendlandes?
Ach du lieber Gott! Ist etwa das Abendland untergegangen, als Hitler sich mit Mussolini verbündet hat? Oder China mit Hanoi? Oder Nikaragua mit der Sowjetunion? Das gute alte Europa ist immer noch an der Front, als Leuchtturm der Hoffnung, der (man sieht es sogar an den Flüchtlingsströmen!) sein Licht in die ganze Welt schickt. Haben wir es also wirkich nötig, dieses Licht unter den Scheffel zu stellen? Möchtegern-Diktatoren wie Putin oder Erdogan kommen und gehen, mögen sie sich spreizen und aufblähen, wie sie wollen.
Aber warum, um Himmels willens, sollen wir uns darum kümmern? Warum sollen wir vor solchen Archetypen der Vergangenheit Angst haben? Nein, es ist die Aufgabe des alten Europas, die Fackel der Demokratie weiterzutragen – und genau das werden wir tun. Putin und Erdogan, der Zar und der Sultan: das sind Gestalten aus der Geschichte, sie kommen wie Untote aus einer anderen Zeit.
Seien wir doch einfach einmal selbstbewußt, wir können es nämlich sein: einfach deshalb, weil wir nicht – wie Putin und Erdogan – die dumpfe Vergangenheit repräsentieren, sondern Freiheit und Demokratie, und damit: die Zukunft.