Gift und Galle aus der Türkei

Österreich sei „das Zentrum des radikalen Rassismus“ – das sagt nicht einer der kleinen Parteisoldaten der AKP. Nein, das sagt Erdogans Außenminister Mevlüt Cavusoglu.

Daß Erdogan und seine Hofschranzen zunehmend an einer Art Größenwahn leiden (einschließlich eines Realitätsverlustes, der damit ja fast immer einhergeht), ist eine Beobachtung, die von fast allen europäischen Zeitungen geteilt wird. Drohungen und Beschimpfungen (nicht etwa nur gegen die EU, den „Christenklub“, sondern auch gegen die USA, die den „Teufel“ Gülen gefälligst an den Sultan ausliefern sollen!) werden von Erdogan selbst oder einem seiner Regierungsmitglieder in immer kürzeren Abständen ausgestoßen.

Warum kann er sich das leisten? Weil Merkel und die EU-Führung sich erpreßbar gemacht haben. Wohlgemerkt: objektiv ist Europa alles andere als erpreßbar, denn die Türkei steht wirtschaftlich so schlecht da wie lange nicht mehr. Der Tourismus ist fast zusammengebrochen, die Zahlungsfähigkeit der Türkei nähert sich laut Standard & Poors dem „Ramschniveau“, und die türkische Lira befindet sich auf Talfahrt. Das alles spricht nicht dafür, daß sich die Türkei laute Töne leisten kann.

Aber durch ihre völlig ungerechtfertigte Leisetreterei haben vor allem Merkel und Steinmeier Erdogan das Gefühl gegeben, daß er sich alles erlauben kann. Seinen maßlosen Dreistigkeiten hätte man von Anfang an ruhig, aber kraftvoll begegnen sollen. Durch Zurückhaltung und freundliches Zureden kann man einen Erdogan nicht zur Vernunft bringen.

Auch deshalb kann man nur hoffen, daß immer mehr EU-Länder dem Beispiel Österreichs folgen und klipp und klar sagen: Erdogans Türkei kann und darf nicht Mitglied der EU werden – heute nicht, und auch nicht in hundert Jahren.

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