Merken Sie sich diesen Namen – Ties Rabe!

Fangen wir ganz unverfänglich an: Ties Rabe, 1960 in Hamburg geboren, Sozialdemokrat, war seit 2008 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Er hat Religion, Deutsch und Geschichte studiert, war Redakteur und Gymnasiallehrer – und jetzt will er an den Grundschulen die Schreibschrift abschaffen.

Ja, Sie haben richtig gelesen: die Hamburger Schüler sollen von jetzt an, falls ihre Schule das möchte, nur noch in Druckbuchstaben schreiben. Die Abschaffung der Schreibschrift, das berichtet Heike Schmoll in der gestrigen Ausgabe der F.A.Z. (hier nachzulesen), „scheint ihm ein besonderes Anliegen zu sein“.

Ties Rabe kann das durchsetzen, wenn ihm niemand auf die Finger klopft, denn Ties Rabe ist Bildungssenator der Freien und Hansestadt Hamburg. Was ihn antreibt, die Hamburger Schüler zu Schreib-Analphabeten zu machen, weiß niemand. Jedenfalls hat er schon als Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft die verbindliche Einführung der Druckschrift anstelle der Schreibschrift gefordert. Er selbst hat das Schreiben ja wohl noch gelernt – daß das Schreiben aber eine Kulturtechnik ist, eine Fertigkeit, die seit Jahrhunderten alle Schüler auf der Welt lernen, daß es auch etwas ganz Individuelles ist, ein Produkt der persönlichen Reifung (denn jede Schrift ist anders, und doch kann jeder sie lesen!), das hat ihm offenbar niemand beigebracht.

Wie kommt es, frage ich mich, daß ein solcher Mensch Bildungssensator in Hamburg wird? Ist das die „Bestenauslese“ innerhalb der SPD?

Als er noch einfacher Abgeordneter war, hat der damalige Senat seinen Antrag übrigens zurückgewiesen.

Der völlige Verzicht auf das systematische Erlernen einer verbundenen Schreibschrift in der Grundschule ist mit Blick auf das Ziel einer flüssigen Handschrift und eines angemessenen Schreibtempos abzulehnen.

Jetzt ist Rabe Bildungssenator und geht ans Werk. Die Grundschulen sollen jetzt (wie es in acht Zeilen gut versteckt im neuen Bildungsplan heißt) selbst entscheiden, ob die Kinder die Schreibschrift oder eine primitive Druckschrift lernen. Da kann man es ja in der Zukunft auch den Schulen überlassen, ob sie den Kindern Lesen und Rechnen beibringen. Vielleicht ein vereinfachtes Rechnen? Nur noch Addition und Subtraktion? Nur noch mit den Fingern rechnen? Oder nur noch 13 Buchstaben lernen, statt sie mit völlig überflüssigen 26 Buchstaben zu belasten?

Vielleicht reicht es ja auch, wenn sie den Namen TIES RABE buchstabieren können?

Im übrigen, so Rabe auf seiner Internetseite, seien nur „Krawallos und Kommentatoren“ gegen ihn. Ja, das ist schon unangenehm, daß die Hamburger Journalisten über seine Pläne inzwischen ausführlich berichtet haben. Krawallos und Kommentatoren (die Bezeichnung Journalisten gönnt er ihnen nicht) – das klingt schon ein bißchen nach Putin und Lukaschenko, gell?

Die „meisten Wissenschaftler und Pädagogen“, so Rabe, erwarteten von der Abschaffung der Schreibschrift eine „Erleichterung“. Da möchte ich aber jetzt jeden einzelnen Namen von ihm hören! Diese „Wissenschaftler und Pädagogen“ möchte ich sehen, die einen so haarsträubenden Unsinn gutheißen. Das von ihm gegen alle Vernunft propagierte Schreiben in Druckschrift nennt Rabe auf seiner Internetseite übrigens, fast ein wenig verschämt, „eine zweite Schreibschrift“.

Nach der Einführung der sog. Neuen Rechtschreibung, die in kürzester Zeit zu einem völligen Zusammenbruch der Orthographie in Deutschland geführt hat (man betrachte ein beliebiges Schreibheft eines Schülers oder ein beliebiges Forum im Internet!), erlaubt man jetzt einem sozialdemokratischen Bildungssenator, die nächste Barbarei durchzusetzen.

Eine solche „Erleichterung“ brauchen wir nun wirklich nicht. Ganz im Gegenteil: wer dauernd vom „Standort Deutschland“ redet und die Klagen der Betriebe über die ständig sinkende Bildung der Lehrstellenbewerber anführt, sollte sich schämen, die Anforderungen an die Schüler noch weiter – bis ins Bodenlose! – zu senken, um ihnen das Leben zu „erleichtern“.

Ich kann nur hoffen, daß die Hamburger diesem Spuk ein Ende machen. Sie haben ja schon einmal in einem Referendum bewiesen, daß sie mehr gesunden Menschenverstand haben als alle ihre Senatoren zusammen.

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