Die AfD im „christlich-laizistischen Land“

Alexander Gauland, stellvertretender Parteichef der AfD, sagte bei der Vorstellung seines Parteiprogramms:

Wir sind ein christlich-laizistisches Land, der Islam ist ein Fremdkörper.

Das ist eine interessante Formulierung, denn wenn wir ein christliches Land sind, können wir nicht gleichzeitig laizistisch sein. Und wenn wir wirklich laizistisch sind, dürfen wir den Islam nicht als Fremdkörper sehen.

Die Wahrheit ist, daß die AfD in ihrer jetzigen Verfassung, d.h. nach dem Aderlaß durch den Weggang fast aller ihrer seriösen Politiker, mit dem Christentum weder praktisch noch theoretisch etwas am Hut hat. Die Verteidigung des „christlichen Abendlandes“ ist eine demagogische Floskel ohne Auswirkung auf die praktische Politik (auch Hitler hat ja in den ersten Jahren noch christliches Vokabular verwendet, ehe er vollends darauf verzichten konnte).

Daß der Islam bei uns ein Fremdkörper ist, mag sein. Daß seit Jahrzehnten fast alle Terroranschläge auf der Welt im Namen des Propheten verübt werden, stimmt ebenfalls. Aber etwas anderes ist auch richtig: wenn überhaupt irgendwo auf der Welt ein liberaler Islam, ein Islam mit menschlichem Antlitz entstehen soll, dann hier in Mitteleuropa (und nicht in Saudi-Arabien, Qatar oder Pakistan). Das ist eine historische Chance. Wir sollten sie ergreifen, statt hinter Demagogen und Bauerfängern herzulaufen.

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