Eine irakische Familie stellt in Idomeni die richtige Frage

Zwei Tage lang war der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm in Idomeni. Und er hat, wie die Flüchtlinge, bei strömendem Regen die Nacht in einem kleinen blauen Zelt verbracht. Das ist für einen 80jährigen Mann keine geringe Leistung.

Ich mag ihn sehr. Blüm gehört zu den wenigen absolut redlichen Politikern, die im Alter immer weiser und menschenfreundlicher geworden sind. Eine Partei, die seiner Richtung folgt, würde ich sofort wählen. Aber es gibt sie nicht.

Als eine Familie aus Mossul merkt, daß ein deutscher Politiker unter ihnen ist, wird er gleich umringt. Abdel Rassak, ein Unternehmer der IT-Branche, richtet das Wort an ihn, seine Frau übersetzt ins Englische (hier nachzulesen):

Seht diesen Mann hier aus Deutschland! Er hat eine Nacht bei uns verbracht. Ich frage: Wo sind die arabischen Führer? Was hört man von ihnen? Was tun sie für uns? Nichts!

Daß sich Flüchtlinge solche Fragen stellen, ist nicht der feinen Frau Mikl-Leitner zu verdanken und auch nicht den Herren Orbán, Renzi oder Hollande. Es ist allein das Verdienst von Angela Merkel.

Ja, ich weiß, nicht alle Flüchtlinge begreifen, was mit ihnen geschieht. Nicht alle sind dankbar, und es gibt auch (wie in allen Gesellschaften) üble Gesellen unter ihnen. Das ist bei einer Million Menschen nun wirklich keine Überraschung. Man wird mit ihnen genau so verfahren wie mit deutschen Delinquenten: mit den Mitteln des Rechtsstaats.

Und doch: hier kann etwas keimen, hier können Samen aufgehen. Denn wo anders sollte ein liberaler, demokratischer Islam entstehen, wenn nicht hier in Europa?

In Saudi-Arabien, im Gazastreifen oder im Iran bestimmt nicht.

Außerdem: müssen wir denn immerfort vor der ganzen Welt Angst haben? Ich fürchte mich nicht vor den Muslimen. Und ich verrate meinen Lesern sogar ein streng gehütetes Geheimnis: Flüchtlinge sind auch Menschen!

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